Das Hurricane 2016 – Teil3: Immer Gaffer drauf

Das Gewitter der Nacht hat nicht nur den Zelten, sondern auch den Bühnen und Besuchern zugesetzt. Aber echte Festivalgänger lassen sich nicht unterkriegen. Wozu gibts Gaffer?

Der Freitag startet mit gnädigem Regen, der die Zelte bis in den Vormittag hinein erträglich herunterkühlt. Bis 9 Uhr morgens schlafen können ist echter Luxus. Bodumkaffee, dekadent aufgeschäumte Milch und gefüllte Minicroissants machen den Weg aus dem Koma erträglicher.IMG-20160624-WA0016

Nach und nach erwacht der Zeltplatz, die Kollateralschäden der letzten Nacht werden begutachtet. Der Pavillon hat multiple Brüche am Gestänge erlitten. Da fügt es sich dass zwei 16 jährige Nachbarinnen ihr Zelt komplett aufgegeben haben und sich von ihren Mutti abholen ließen. Die Fiberglassstangen ihres Igluzeltes werden kurzerhand mit Gaffer als Schienen benutzt und in kürzester Zeit steht das Ding wieder. Die meisten Standart-Festivalprobleme auf dem Zeltplatz werden eben grundsätzlich mit Gaffer gelöst. Keine Gummistiefel? Müllbeutel und Gaffer um den Schuh tapen, fertig. Tetrapacks mit Gafferschlingen, fertig ist die Umhängetrinkflasche. Zelt ist undicht? Gaffer drauf. Körperhaarentfernung? Gaffer. Bierdose direkt an die Hand tapen nennt sich übrigens Bierkules. Man lernt nie aus.  IMG-20160624-WA0009 IMG-20160624-WA0015

Direkt vor unserem Pavillon hat eine Flunkyballgruppe den Weg besetzt formerly known as Rettungsweg. Gerettet werden will eh grad‘ niemand, stört also auch keinen.
Wiedermal erweist sich die Supersoaker als idealer Eisbrecher, wir kommen mit den frisch nass gespritzten Passanten schnell ins Gespräch („Iiiiih!“, „Ey du Sau, lass das!!“). Mit einer Seifenblasenpistole entwickelt sich ein kurzes Gefecht, das zuletzt unsere Artillerie (Wasserbomben) für uns entscheidet. Alle sind ausgelassen, lächeln, trinken, haben gute Laune.
Als selbst Duff-Man uns in unserem Lager besuchen kommt, wissen wir: Das passiert dir nur auf dem Hurricane.

Die Schäden, die das Gewitter der letzten Nacht am Infield des Geländes angerichtet hat sind wohl doch erheblich, die Tore sind auch eine Stunde nach angekündigtem Start noch verschlossen. Laut gut funktionierenden Pushnachrichten der Festival-App, bleibt man gut informiert. Die weiße Bühne ist wohl das größte Sorgenkind der Veranstalter, ob dort heute überhaupt noch Konzerte stattfinden können ist unklar. Als ich um kurz nach 16 Uhr das Infield betrete bietet sich tatsächlich ein recht idyllisches Bild bei der White-Stage. Das Feuchtbiotop, das sich nahezu 30 Meter weit um die Seite und einen Teil der Eingänge des weißen Zeltes, verbreitet hat lädt die gummibestiefeleten Gäste dazu ein hindurch zu waten. Ein schönes Bild.

Tatsächlich wirken die kleinen und großen Helferlein hinter der Bühne aber kleine Wunder, denn soeben erreicht mich die Meldung, dass die White-Stage ab 18 Uhr bespielt wird, allerdings mit einer Stunde Delay im Timetable. Respekt, das war mit Sicherheit harte Arbeit.
Green- und Blue-Stage haben jetzt zu ihrem angekündigten Ablauf gefunden. The shows must go on.
Ich werde mich noch weiter für euch umsehen und melde mich später nochmal.

Zu Teil 1 von Henners Hurricane Berichterstattung