Whiskey, Bier und Zapfanlagen: Alkohol im Weltraum

Gibt es Zapfanlagen im All? Jan Fischer hat aus aktuellem Anlass mal eine kleine Geschichte des Alkohols im Weltraum recherchiert.

Vor ungefähr einem Jahr landete ein Islay der Ardbeg Destillery nach drei Jahren Reifezeit in Schwerelosigkeit wieder auf der Erde. Mittlerweile ist der Whiskey durchanalysiert und tourt medienwirksam durch die Weltgeschichte.

Interessant daran ist, dass er völlig anders schmeckt als der ansonsten vollkommen gleich produzierte Vergleichswhiskey auf der Erde.

„The taste was very focused, with smoked fruits such as prunes, raisins, sugared plums and cherries, earthy peat smoke, peppermint, aniseed, cinnamon and smoked bacon or hickory-smoked ham. The aftertaste is intense and long, with hints of wood, antiseptic lozenges and rubbery smoke“,

lässt sich Dr. Bill Lumsden, Adbergs „director of distilling and whisky creation“ von BBC zitieren.

„When I nosed and tasted the space samples, it became clear that much more of Ardbeg’s smoky, phenolic character shone through – to reveal a different set of smoky flavours which I have not encountered here on earth before“,

sagt er weiter.

Für Ardberg ist das Ganze ein Marketing-Stunt: Wer will, kann auf der Seite Islay Invaders spielen, ein Space-Invaders-Klon, vor allem aber dürfte der Whisky (beziehungsweise ein Nachbau) für eine Menge Geld über die Ladentheke gehen.

Ardberg steht damit nicht alleine da: Die japanische Sapporo-Brauerei schickte 2006 Gerstensamen zur ISS, 2009 wurde aus den bis dahin entstandenen fünf Generationen Gerste das Sapporo Space Barley gebraut, das Privileg dieses Bier für 10.000 Yen kaufen zu dürfen, wurde verlost. Sapporo spendete die Einnahmen der Universität von Okoyama.

Brauhefe schickte die US-amerikanische Coors-Brauerei schon 2001 in den Weltraum, mittlerweile bastelt auch eine Mikrobrauerei an Bier, das mit Weltraumhefe gebraut wurde.

Diese Aktionen haben natürlich nicht nur etwas mit Marketing zu tun – es gibt dabei tatsächlich auch immer Forschungsinteresse. Bei dem Ardberg-Whiskey ging es nur nebensächlich um die Frage, wie er nun eigentlich schmeckt. Es ging eher darum, wie genau sich die organischen Komponenten – Terpene – bei fast völliger Schwerelosigkeit verhalten. Es gibt ein Video dazu, wer mag, kann hier auch Dr. Bill Lumdsens Whitepaper dazu lesen.

Die Frage, was eigentlich bei der Fermentation unter diesen Bedingungen funktioniert hat 2001 die Studentin Kirsten Sterrett in ihrer Masterarbeit erörtert – die sie hier noch einmal referiert. Das Hefe-Experiment war Teil einer längeren Versuchsreihe zur Fermentierung verschiedener Substanzen im Weltraum.

BioServe, the place where I did this research, has done some other microgravity fermentation experiments with E.coli and such to produce some pharmaceuticals. And they have found an increased amount of the pharmaceutical produced in a microgravity so they are continuing on with this. Not my research necessarily but with fermentation research to optimise that because if you can improve fermentation, even in a microgravity environment, for some pharmaceuticals that would be definitely flying up in space to create them with the expense of some other pharmaceuticals we make here on the ground.“

Bei allen diesen Experimenten wurde aber nichts getrunken, bei der Fermentation der Hefe im Weltraum entstanden gerade mal 8ml Bier. Dabei ist das Trinken im Weltraum – vor allem das Biertrinken im Weltraum – noch einmal eine Wissenschaft für sich. Natürlich hat die NASA sich auch mit diesem Problem beschäftigt, was dabei vor allem bedacht werden muss, ist die Kohlensäure.

„Unfortunately for thirsty astronauts, beer is poorly suited to space consumption because of the gas it includes. Without gravity to draw liquids to the bottoms of their stomachs, leaving gases at the top, astronauts tend to produce wet burps.“

Zur Zeit wird an Bier, das im Weltraum trinkbar ist gleich in zwei Richtungen geforscht. Zum einen entwickelte die US-amerikanische 4 Pines-Brauerei gerade das Vostok Space Beermit starkem Geschmack (weil der Geschmackssinn im Weltraum beeinträchtigt ist) und niedrigem Kohlensäuregehalt. Zum Anderen gab es schon im Jahr 2000 Versuche, eine Zapfanlage zu konzipieren, die in der Schwerelosigkeit funktioniert, Ballantines hat auch gleich noch ein Whiskyglas für die Schwerelosigkeit entwickelt (nachdem die ISS ja nun auch eine Espressomaschine hat, dürfte damit dem regulären Barbetrieb nichts mehr im Weg stehen).

Im Moment ist es allerdings so, dass Alkohol auf der ISS verboten ist. Zur MIR-Zeiten durften zumindest die russischen Kosmonauten trinken, das Getränk der Wahl war Cognac, vor allem, weil der keine Kohlensäure hat und sich im Geschmack auch in der Schwerelosigkeit nicht verändert. Die NASA experimentierte dafür eine Weile lang mit Sherry, aus denselben Gründen, bei Versuchen in der Schwerelosigkeit stellte sich dann allerdings heraus, dass das Getränk unter Weltraumbedingungen einen unglaublichen Gestank produzierte. Damit dürfte der einzige Amerikaner, der im Weltraum (offiziell) Alkohol zu sich genommen hat Buzz Aldrin gewesen sein, der auf dem Mond Kommunion feierte. (In diesem Video noch einmal fürs Fernsehen nachträglich dramatisiert).

Bildquellen

  • 7678543936_0444140d70_o: NASA