David Bowies neues Album Blackstar: Wir werden auch in 20 Jahren noch dazu tanzen
Unsere Autorin hat sich David Bowies neues Album Blackstar unter dem Sternenhimmel der Volkssternwarte München angehört. Und ist begeistert.
„Ein bisschen dauert es noch, aber ich mache euch schon mal ein paar Sterne an,“ begrüßt uns ein Mitarbeiter der Volkssternwarte München, in die Sony heute eine Handvoll Journalisten eingeladen hat, sich Blackstar anzuhören, das neue Album von David Bowie. Offiziell erscheinen wird die Platte am 8. Januar 2016, das ist David Bowies 68. Geburtstag, und hier zu sein, in einem Raum mit diesen Songs, ist ein fast nicht zu begreifendes Privileg. Wir sind zu zwölft im winzigen Planetarium der Sternwarte versammelt, erwartet hatte ich eine riesige Halle mit ein paar Hundert aufgeregten Musikjournalisten. Sony mag es anscheinend etwas exklusiver. Zwanzig royalblau bemalte Holzklappsessel im Viereck angeordnet unter einer kleinen Kuppel, an der über Münchens Silhouette nun ein sich immer neu formierender Sternenhimmel zu beobachten ist. Jeder von uns schnappt sich ein Glas Wasser oder einen Kaffee und dann zücken wir die Notizhefte. Die großen roten Zahlen der Digitaluhr im Osten des Raumes zeigen noch die Sommerzeit an. Oder wir sind bereits eine Stunde in die Zukunft gereist. Das Universum füllt sich mit Kaffeeduft. Es kann losgehen.
Konsequente Dampflok
Blackstar, Titelsong des Albums, eröffnet das Abenteuer. Bereits seit dem 20. November ist das Video zu dieser Singleauskopplung zu sehen und in meinem Kopf lassen sich Bilder und Musik nicht mehr trennen. Eine Erinnerung an Bowie als blinder Seher und das Mädchen mit dem Rattenschwanz und dieser sphärische und dann wieder rhythmisch an Jazz und tanzbaren Blues erinnernde Song füllen den Raum. Dann beginnt mit einem tiefen Atmer ‚Tis A Pity She Was A Whore. Bass und Drums bilden als konsequente Dampflok die Grundlage für eine Melodie wie aus dem Variete der 20er Jahre. Lazarus mit seinen wunderschönen traurigen Bläsersätzen und Textzeilen wie „I’ve got scars that can’t be seen“ entwickelt sich zu einer tanzbaren Hymne. Hoffnungsvoll und extatisch.
An dieser Stelle weiß ich, dass ich diese Platte brauche. Ich will zu diesen Songs tanzen und ich werde es auch in 20 Jahren noch wollen. Sue (Or in A Season Of Crime) klingt als hätten Weather Report und Björk zusammen ein Musical geschrieben, was ich für eine grandiose Idee halte. Wie Kinderreime aus einem Gothikkindergarten für Hochbegabte kommt Girl Loves Me daher und wird dann so mitreißend, dass ich kurz überlege wie unangenehm es mir denn nun wirklich wäre hier jetzt einfach zu tanzen. Ich kenne die Leute doch sowieso alle nicht. Ich finde es nicht schlimm, dass Bowie nicht auf Tour gehen wird so lange ich mit diesen Songs sein darf. Dollar Days singt Bowie in einer süßlich klingenden hohen Stimmlage zunächst als klassische Singer / Songwriter Komposition, die dann jazzy wird, sich irgendwo in der Ferne im Dance Pop der 80er auflöst um sich wiederzufinden in den Anfängen von I Can’t Give Everything Away, dem siebten und letzten Song des Albums.
Djs werden diese Platte noch spielen, wenn wir längst nicht mehr tanzen können. Ich bin verliebt.
Bildquellen
- DB_BLACKSTAR ALBUM COVER: David Bowie Black Star Album Cover
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