XFiles Mulder Scully Reboot

Die X-Akten sind wieder geöffnet – In der ersten Folge stand leider nichts Spannendes drin. Zum Glück wird es besser [Update]

Unser Autor Martin Spieß schreibt, die neuen Akte X-Folgen passen gut ins Jahr 2016. Mag sein, findet Gila Hofmann – eine gutes Serien-Remake ist trotzdem erst ab Episode Zwei draus geworden. Jetzt laufen die neuen Folgen auch auf Pro7.

[Update am 07.02.2016] Gefühlt so schnell wie noch nie wurden die neuen Akte X-Folgen von Pro7 für das deutsche Fernsehen adaptiert. Den Piloten der neuen Staffel kann man sich aber gerne sparen und direkt mit Episode zwei einsteigen – warum ist ab dem nächsten Absatz zu lesen. Vielleicht nur so viel: Der Pilot ist ein unglücklicher Versuch die Zeit, die in der Serie zwischen dem Ende der neunten und dem Start der neuen zehnten Staffel vergangen ist, in nur einer Folge zu überbrücken, und gleichzeitig für alte und neue Fans Figuren und den Staffelübergreifenden „Mythology“-Verschwörungs-Spannungsbogen zu etablieren. Dabei bleiben die Stärken von Akte X ziemlich auf der Strecke. Ab Folge zwei und drei findet die Serie aber zu ihrer alten Form zurück. Bestätigt wird, was sich schon in den letzten Staffeln von Akte X herauskristallisierte: Die sogenannten „Mythology“-Folgen sind relativ unbrauchbar, die „Monster of the Week“ dagegen großartig. Highlight der neuen Staffel ist bisher Folge drei, in der das Ermittlerduo einmal mehr auf ein tatsächliches Monster trifft. Eigentlich ein Sujet, das im Jahr 2016 alberner denn je wirkt – vielleicht ist aus der Folge genau deswegen eine großartige, selbstironische Reminiszenz an alte Monster geworden.

[Hier geht es mit dem ursprünglichen Text zum Staffel-Piloten los] Akte X war eine Serie über Ängste und Hoffnungen im Nachkriegs-Amerika, und zwar ein Amerika nach mehreren Kriegen: Zweiter Weltkrieg, Vietnamkrieg, Kalter Krieg, zweiter Golfkrieg. Es ging um das verlorene Vertrauen in die eigene Regierung, Ängste vor anderem, Fremden und, natürlich, vor Überwachung und Fremdsteuerung. Martin Spieß hat Recht: Akte X passt wunderbar ins Jahr 2016 mit den real gewordenen Überwachungsszenarien, unüberschaubarer Nachrichtenlage und Angst vor den Massen an Kriegsflüchtlingen.

Leider macht das die erste neue Akte X-Folgen nicht automatisch gut. Statt sich als relativ kurzes Format mit nur sechs Folgen an kleinen Geschichten, kleinen Konflikten und kleinen interpersonellen Zwisten abzuarbeiten werden direkt die großen Geschütze ausgepackt und alles überfahren, was die neuen Folgen großartig hätte machen können: Ein nuanciertes Verhandeln des Verhältnisses von Mulder und Scully. Aktuelle Themen wie Überwachung, Einwanderung und der vom brandneuen Verschwörungstheoretiker Tad O’Malley heraufbeschworene bevorstehende dritte Weltkrieg. Uneindeutige Verhältnisse und Lösungen. Und das alles in einer Monster of the Week-Struktur, die nicht zu viel muss, aber vieles kann und ihren Geschichten und Figuren Platz zum Bewegen, Irren und Atmen lässt.

Es ist die Regierung!!11!!

Doch nein. Das Potential an kleinen, zweideutig und gut erzählten Geschichten aus Ängsten, Horrorszenarien und sogenannten „Folktales“ seit 9/11 wurde einfach weiträumig auf einer Überholspur überfahren zugunsten der sogenannten „Mythology“ – die ewige Frage, ob denn nun Aliens oder Regierung „hinter allem“ stecken –, die schon im letzten Drittel der alten Akte X-Folgen nervig wurde. Und außerdem nie ganz aufgeklärt. Mulder jetzt schon nach 20 Minuten „Es ist die Regierung!!11!!“ schreien zu lassen war dramaturgisch ein Fehler.

Scully „none the wiser“ erscheinen zu lassen ebenfalls. Ein schöner Fanservice, dass die Ermittlerin einfach Ihre Standardsätze aus den alten Folgen wiederholt („Mulder! Mulder?“; „Mulder, where have you been? You hang up on me, I tried to reach you all day!“; „Mulder, I’ve been worried about you!“; etc.), aber auch hier verschenktes Potential. Verschenkt und unglaubwürdig, dass weder Scully noch Mulder in den letzten Dekaden einen Meter dazu gelernt und sich als Menschen weiterentwickelt haben sollen. Warum muss eine umsichtige, intelligente Frau wie Scully auch mit etwa 50 Jahren noch auf einen Fingerschnipp hin alle ihre Prinzipien über Bord werfen und mit besorgter Miene einem Typen hinterherrennen, der möglicherweise gerade in einer (von ihr diagnostizierten!) manischen Hochphase steckt? Schade und verschenkt außerdem, dass sie ihre konfliktreiche Beziehung aus den Staffeln eins bis neun hier nicht in Ruhe verhandeln dürfen.

Ufos ohne Ende

Es scheint so, als habe das Akte X-Universum in den letzten 10 Jahren im Dornröschenschlaf gesteckt. Alle haben irgendwie weitergemacht, aber eigentlich hat sich nichts verändert. Sogar die Bösewichte müssen die selben sein – Hallo, Smoking Man. Und nun stehen sie alle im Jahr 2016 in einer Serie, die unter „Weiterentwicklung“ offenbar Witze über Uber versteht. Da hilft es natürlich nicht, dass die Zuschauer statt feinem Horror einfach direkt alle Eindeutigkeiten auf den Esstisch geknallt bekommen. UFOs ohne Ende, ein Alien, das nicht von Rauch verschleiert ist, ein schöner, grüner Laserstrahl der Zerstörung und eine Verschwörung mit glasklaren Parametern. Na, danke. Dass die Spannung auf der Strecke bleibt, wenn man direkt alles sehen und wissen kann, haben die Autoren wohl vergessen.

Fairerweise sei dazu gesagt, dass es auch schönen Fanservice gab. Den Smoking Man durch ein Röhrchen im Hals an einer Zigarette ziehen zu sehen war großartig. Genauso wie Assistant Director Skinner (wurde der eigentlich nie befördert?), der um kein Jahr gealtert zu sein scheint, dafür mit dem gestutzten Vollbart noch eine Ecke mehr an Dad-Sexyness zugelegt hat.

Ach, Akte X. Was soll ich dir sagen? Bitte nimm doch zur nächsten Folge eine Ausfahrt von der Schnellstraße und fahr ohne Taschenlampe in ein verlassenes Parkhaus in der Pampa, da, wo du immer am Besten warst.

Bildquellen

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