Slavoj Žižek, Lieblingserklärbär linker AkademikerInnen, existiert in vielen Medien. Von kleinen Gedankenhäppchen bis hin zu tieferer Analyse erlaubt er uns, ihn in allen Lebenslagen zu konsumieren. Für jede Konzentrationsspanne ist etwas dabei: Sei es in Youtube-Clips, Dokus oder Vorlesungen, in ausführlichen Zeitungsartikeln oder philosophisch-politischen Werken.

In dieser langen Liste von Medien hat er noch ein anderes kleines Werk erschaffen, das ganz oben in den Kloklektüren Charts steht: Žižek’s Jokes – Treffen sich zwei Hegelianer. Erstmal erfüllt es natürlich die grundsätzlichen Kriterien eines Klobuchs: die Einteilung in kurze (aber nicht zu kurze) Einheiten, die in ihrer Länge variieren und nicht in direktem Zusammenhang miteinander stehen. Es ist allerdings keine reine Witzesammlung (ein klassisches Genre der Badezimmerliteratur).  Žižek nutzt die Anekdoten, Pointen und Punchlines um philosophische Theorien und seine Sicht auf Ideologie und Kapitalismus, Psychoanalyse und Dialektik zu illustrieren.

Es ist nicht so, dass der Ruf nach mehr Leidenschaft in der Politik von sich aus sinnlos wäre (natürlich braucht die gegenwärtige Linke mehr Leidenschaft); das Problem ist eher, dass er allzu sehr an einen Witz erinnert, den Lacan zitiert: Ein Mediziner wird von einem Freund um einen kostenlosen ärztlichen Rat gegeben. Er hat keine Lust, ohne Bezahlung zu arbeiten, und so untersucht er den Freund und stellt danach gelassen fest: „Du brauchst ärztlichen Rat“

Immer wieder nimmt er lose Bezug auf vorhergehende Witze, filtert Erkenntnisgewinn aus dem scheinbar Banalen und verknüpft in Žižek‘scher Manier Provokation und dreckigen Humor mit philosophischer Tiefe. Ein idealer Begleiter ungestörter Reflexion im privaten Raum.

Slavoj Žižek

Žižek’s Jokes – Treffen sich zwei Hegelianer …
Erschienen: 08.12.2014
suhrkamp taschenbuch 4565, Broschur, 158 Seiten
ISBN: 978-3-518-46565-3