Mixed Marsls Comickiste #3 – Fit mit Marvel und Pornos

Marcel Durer liebt Comics. Er liest und sammelt Comics, arbeitet mit ihnen und referiert sogar über sie. In unserer Reihe Mixed Marsls Comickiste widmet er sich den Kuriositäten in der Welt der Comics.

Willkommen zurück in Mixed Marsls Comickiste, das Kuriositätenkabinett der Comicwelt. Statt an dieser Stelle ausführliche Ausreden anzuführen, warum eine so große Pause zwischen der zweiten und dieser Ausgabe der Artikelreihe lag, wollen wir uns lieber gleich in die Welt der merkwürdigen und geschmacklosen Fehltritte von Comicautoren werfen.

Warum liegt hier überhaupt Stroh rum? Und warum hast du ein Cape an?

Superman, der Pornodarsteller. Nein, ich meine an dieser Stelle nicht die Erotik-Parodie, die bestimmt irgendein Studio bereits produziert hat. Die Rede ist an dieser Stelle von der tatsächlichen Comicfigur, der beweisen möchte, warum er auch der „Mann aus Stahl“ genannt wird.
Autor John Byrne, der in den 80ern für die Superman-Reihe Action Comics verantwortlich war, führte in Ausgabe 593 einen gedankenkontrollierenden Schurken namens Sleez ein. Diesem gelang es in besagtem Heft sowohl Superman, als auch dessen Heldenkollegin Big Barda unter seine Kontrolle zu bringen. Und was würde ein wahrer Superschurke machen, der zwei der mächtigsten Helden des DC Universums kontrolliert? Richtig, er zwingt die beiden dazu, vor laufender Kamera die Hüllen fallen zu lassen und einen Schmuddelfilm zu drehen. Moment, bitte was? Der Name Sleez scheint ja zu passen.
Wer jetzt auf explizite Darstellung der Dreharbeiten hofft, muss jedoch an dieser Stelle enttäuscht werden. Natürlich wurde aufgrund von Jugendschutzbestimmungen (der gefürchtete Comic Code, der zu dieser Zeit noch intakt war und Comics zensierte) nichts gezeigt – außer der erschütterten Reaktion von Mr. Miracle, Big Bardas Ehemann, als er die Aufnahmen zu Gesicht bekommt. Wie er das Filmmaterial in die Hände bekommt? Darkseid, Lord von Apokolips und einer der mächtigsten Superschurken, die DC je gesehen hat, steckt es ihm zu. Warum auch immer.
John Byrne hat zu dieser kontroversen Geschichte Folgendes gesagt: „If you want it to be a porno flick, it was a porno flick. If you don’t, it wasn’t!“
Es ist nicht ungewöhnlich für Autoren, sich der Verantwortung mittels dieser Argumentation zu entziehen. Aber glaubt mir, es war eindeutig ein Pornofilm.

Fit mit Marvel

Jedes Kind möchte ein Superheld werden. Warum nutzt man das nicht, um den Nachwuchs zum Sport zu motivieren? Das hat sich scheinbar Marvel gedacht und brachte 1979 mit The Mighty Marvel Comics Strength and Fitness Book heraus. Das Buch war eine Ansammlung von Anleitungen, bei denen Marvel Charaktere wie der Hulk, Luke Cage und Spider-Man Kniebeugen, Yoga-Übungen und Situps vorführen. Selbst Captain America und der Falcon demonstrieren den Patriotic Pull.
Eigentlich passen die meisten Übungen zu den jeweiligen Charakteren: Ghostrider fährt Luftfahrrad, Reed Richards macht Dehnübungen und Silver Surfer hüpft auf der Stelle auf und ab. Die merkwürdigste Seite ist allerdings J. Jonah Jameson, dem Chefredakteur des Daily Bugle und Spider-Man Widersacher gewidmet: Der Choleriker demonstriert den „Jameson Roar“, eine meditative Yoga-Übung.

Green Lantern Origin verdient den Darwin Award

Der Darwin Award wird jährlich an die Person mit der dämlichsten Todesursache verliehen. Naja, nicht direkt, schließlich ist der Gewinner ja bereits tot.
Der Green Lantern Hal Jordan bekommt in seiner Originstory seinen Ring von einem Alien, dem Green Lantern Abin Sur. Dieser war zuvor mit seinem Raumschiff auf der Erde abgestürzt.
Moment. Fassen wir zusammen: Abin Sur war im Besitz eines übermächtigen Rings, der seinen Träger u.a. erlaubt durch das All zu fliegen. Ohne Raumschiff.
Hal Jordan hat also seine Kräfte von jemandem bekommen, der dem Darwin Award würdig wäre.

Warum nur Mainstream?

Wie ich bereits in der letzten Ausgabe angekündigt habe, werde ich bei jeder Mixed Marsls Comickiste eine Comicempfehlung jenseits der großen Player geben.
Meine Empfehlung diesmal: My Friend Dahmer von Derf Backderf. Der Zeichner erzählt die Jugendgeschichte seines Klassenkameraden Jeffrey Dahmer, der später zu einem der berüchtigsten Serienkiller der USA wurde. Die Geschichte rekonstruiert den merkwürdigen Lebensweg und unterstreicht die merkwürdigen Situationen mit einem ungewöhnlich passenden Zeichenstil. Nicht umsonst wird dieses Comic gerade verfilmt.

Bildquellen

  • Mixed Marsls Comickiste: Marcel Durer