Papiersäche auf der Straße

Verbietet Plastiktüten!

6,1 Milliarden Plastiktüten verbrauchen wir Deutschen jedes Jahr. Das ist verdammt viel und eine Steuer wird alles nur noch schlimmer machen. Was wir brauchen ist ein Verbot.

Seit einigen Monaten geistert wieder die Idee herum Plastiktüten in Deutschland bzw. in der EU zu besteuern um deren Verbrauch zu senken. Momentan verbraucht ein EU-Bürger durchschnittlich 198 Tüten pro Jahr . Der Durchschnittsdeutsche „nur“ 71. Das ergibt alleine für die Deutschen 6,1 Milliarden Plastiktüten im Jahr!

Das ist eine ganze Menge Plastik. Dass die Plastiktüten ein Umweltproblem sind, steht außer Frage; dass wir den Verbrauch reduzieren müssen auch; dass wir die Plastiktüten besteuern ist genau der falsche Weg. Wir sollten es besser wissen.

Anfang dieses Jahres hat Coca-Cola angekündigt die Mehrwegflasche loswerden zu wollen. Das ist symbolisch für einen Trend, den das Dosenpfand der Grünen losgetreten hat:

Wurden vor der Einführung des Pfands noch 64 Prozent aller verkauften Flaschen wiederbefüllt, waren es 2012 nur noch 45,7 Prozent. Mineralwasser geht inzwischen sogar zu 70 Prozent in Wegwerfflaschen über die Ladentheke.

Die Ambition mit einem strafenden Pfand Konsumenten dazu zu bewegen Einwegflaschen und Dosen zu meiden führte dazu, dass die Leute Pfand als Entschuldigung missverstanden:
Ich habe 25 Cent für eine Plastikflasche gezahlt und damit ist es okay, dass sie aus Plastik ist.

Mr. Dosenpfand Jürgen Trittin hat die Rechnung auch ohne den Wirt gemacht. Quasi sofort haben die Getränkehersteller von Glas auf Plastik umgestellt. Es gab nun völlig legitime Gründe keine Glasflaschen mehr zu verwenden, denn es gab ja ein Recyclingsystem für Plastikflaschen. (Wenn man mal von den langen Querelen der Inselsysteme, Inkompatibilitäten und der bestehenden Weigerung Flaschen aus anderen Sortimenten anzunehmen absieht.). Die Grünen haben der Umwelt mit dem Pfand einen Bärendienst erwiesen und der Kunststoffindustrie ein Riesengeschenk. Cola hat die Mehrwegflasche so gut wie abgeschafft, die Dose ist tot und Einweg ist en vogue.

Übrigens nutzte Coca-Cola die Umstellung noch zur Preiserhöhung: Die 0,5l Plastikflasche wurde –zumindest in Supermärkten – konsequent durch 0,33l Flaschen ersetzt. Meist in Form von Sixpacks.
Genau dieser Effekt wird auch bei der Plastiktüte auftreten, wenn wir sie besteuern. Wir zahlen jetzt schon 15 bis 25 Cent für eine Plastiktüte. Dass ein Pfand auf die Tüten unpraktikabel ist, hat vermutlich schlimmeres verhindert. Wenn die Tüten teurer werden, kann man davon ausgehen, dass die Sorglosigkeit was deren Kauf betrifft noch größer wird. Eine leere Pfandflasche ist nicht meine, das war sie auch nie. Ich wollte nur den Inhalt. Das Flaschenpfand sollte einen Anreiz schaffen die Flaschen zurückzubringen. Geschaffen hat es eine Realität in der die 25 Cent als Ablasssumme für das Kaufen einer Plastikflasche betrachtet werden. Von einem echten Zurückerhalten des Pfandgelds kann man auch nicht sprechen, denn die meisten Kunden gehen mit dem Thermopapierzettel und einem Einkauf direkt zur Kasse oder lassen die Flasche gleich draußen im nächstbesten Mülleimer. Ich halte das Pfand nie wieder in den Händen, ich habe quasi nur Geld auf der hohen Kante beim Supermarkt oder überlasse es Anderen – in Form von Plastik. Es gibt – psychologisch – also kein Dosenpfand, nur ein Kunststoffkredit. Falls der Ablass für die Platiktüte in Form einer Steuer kommt schaffen wir ein ähnliches Problem noch einmal. Auch bei der Plastiktüte zahle ich einen dann Ablass fürs Plastik und kaufe nicht mehr nur eine Tragetasche.

Besser wäre ein schlichtes Verbot von Plastik- und auch Papiertüten. Auch, wenn Papiertüten immer als die ökologischere Variante angepriesen werden, müssen diese recycled werden. Das findet zum einen nicht immer statt und zum anderen sind die Papiertüten weit empfindlicher als Plastiktüten – sprich nach einmaligem Gebrauch meist schon kaputt. Plastiktüten kann man immerhin potenziell mehrfach verwenden. Schlussendlich müssen wir aber einsehen, dass nur eins hilft: Ein Verbot. Eine Steuer müsste die Plastiktüten absurd teuer machen um zu wirken. Vielleicht 1-2€ pro Tüte. 80 Cent ist vermutlich für eine Einkaufstüte noch zahlbar. In Kalifornien gab es bereits Ambitionen die Plastiktüte zu verbieten, diese wurden aber auf Betreiben der Lobby der Kunststoffindustrie gestoppt.
Die Hipster mit den Jutebeuteln machen wahrscheinlich das richtige vor: Stoffbeutel sind stabil, vielfach verwendbar und einfach zu reinigen. Wenn die Supermärkte ein wenig Marketinggeschick in die Designs eigener Stoffbeutel stecken würden, könnte man vielleicht Kunden anlocken und den Verbrauch von Plastiktüten verringern. Neue Damien-Hirst-Jutebeutel beim Edeka!

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