Am Haarstrang – Ein Interview

Der Filmemacher Tobit Kochanek hat eine Coming-of-Age-Geschichte über seine Jugend in der Soester Börde gedreht. Mit Hilfe von Crowdfunding und der möglichen Unterstützung einer Brauerei will er das zu einem professionellen Kurzfilm ausbauen. Merlin Schumacher hat ihn interviewt.

In Werl beginnt für den Hauptcharakter Daniel die letzte Woche seiner Schullaufbahn. Das schwierige Verhältnis zu seinem Vater und der drohende Verlust seiner Freunde setzt Daniel zunehmend unter Druck. Sieben Tage zwischen Feldern, Ballkleidern und Zukunftsfragen. Mit Nostalgie und authentischem, sentimentalem Blick auf die Region erzählt. Momentan versucht der Regisseur Tobit Kochanek mit einer Crowdfunding-Aktion und der Hoffnung auf Unterstützung durch die Oettinger-Brauerei dem Kurzfilm eine professionelle Post-Production zu schenken.

https://vimeo.com/143839751

Wie kam es zu der Idee den Film in deiner Heimat zu drehen?

Dass wir den Film bei mir zu Hause in Werl drehen würden war für mich eigentlich schon durch das Thema entscheiden. Ich wollte einen Film über das Erwachsenwerden machen, weil das in meinem Leben eine intensive Zeit war, die kurz vor dem Abitur besonders von Angst geprägt war. Ich hab ein zwiespältiges Verhältnis zu meiner Heimat, einerseits geht mir die Eintönigkeit und die Langeweile wenn ich da bin schnell auf den Geist, andererseits ist es manchmal megagut nach Hause zu kommen und festzustellen dass sich gar nichts verändert hat. Kennen Kleinstadtkinder, denke ich, alle – besonders jetzt an Weihnachten.
Die Idee da zu produzieren war auf jeden Fall super. Wir haben tolle, ganz unterschiedliche Unterstützung bekommen, von der Stufe des Ursulinengymnasiums die uns auf ihrer Abiturzeremonie hat filmen lassen, Schlafplätze, Cateringspenden, etc…

Ihr habt eine Crowdfunding-Kampagne und Kontakt mit der Oettinger Braurei aufgenommen, weil deren Produkte im Film konsumiert werden. Wie läuft das soweit?

Im Verlauf der Finanzierungsarbeit für den Film habe ich gelernt, dass es sehr schwierig ist große Unternehmen von finanzieller Unterstützung zu überzeugen. Meistens gibt es dafür ein Standardablehnungsschreiben, in dem freundlich erklärt wird, dass man das zwar alles interessant findet, aber generell keine finanzielle Unterstützung für irgendwas zahlt, egal wie viel und egal wie unternehmensnah. Weil ich mir diese Absage von Oettinger gar nicht erst abholen wollte, hab ich mir die Nummer mit dem ersten Brief ausgedacht, während Schalke verloren hat und ich Oettinger getrunken habe, in erster Linie als Gag.
Im Laufe der Woche und nachdem wir die ersten Male mit Oettinger telefoniert haben, ist mir dann klar geworden dass es gerade die Chance gäbe, ihnen eine richtige Gegenleistung anzubieten, also für die zu produzieren. Wir hoffen jetzt dass sie sich darauf einlassen. Für uns ist das Ganze so natürlich auch die Möglichkeit kritisch zu überprüfen, ob man mit dem, was man leidenschaftlich in diesem Projekt verfolgt hat auch Geld verdienen kann bzw. die bisherigen Kosten abdecken.

Wenn das Funding erfolgreich ist, und vielleicht eine weitreichende Kampagne mit Oettinger zustande kommt, wie gehts dann weiter?

Die Premiere findet auf jeden Fall noch vor Ende des Jahre statt, am 29.12. Wir hoffen immer noch unverschuldet aus dem ganzen Projekt rauszukommen, mal sehen. Vielleicht gehen ja noch ein paar Karten weg. Oettinger liegen alle Sachen von uns vor, wir haben ’ne Menge guter Ideen für die versprochenen Clips. Wir hoffen mit unserem Baby dann auf einigen Festivals zu landen, und dass die Finanzierungsarbeit für das nächste Projekt einfacher wird. Gut, weil außergewöhnlich in der Machart, und berührend, weil sensibel ausgewählte Motive und talentierte Jungschauspieler, ist der Film auf jeden Fall.

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Bildquellen

  • Am Haarstrang: ©Tobit Kochanek