Rant der Stunde: Blackfacing bei Verstehen Sie Spaß?

Unsere Autorin stellt die Frage, die uns angesichts des Blackfacing bei Verstehen Sie Spaß? auf den Nägeln brennt: Sagt mal, brennt’s bei euch, ihr Pappnasen?

Holy Fuck. Ich glaub es hackt. Sagt mal brennt’s bei euch, lieber SWR und ARD. Ich weiß ja, dass die moderne Welt für so ein paar Pappnasen echt verwirrend ist. Man darf ja gar nix mehr sagen, meinen diese Pappnasen und wenn man’s doch tut rufen diese Gutmenschen einem gleich einen –ismus entgegen. Aber müsst Ihr denn gleich auf den Zug mit aufspringen? Liebes Öffentlich-Rechtliches, es mag die ein oder andere Grauzone geben (allerdings weit weniger, als so Pappnasen vielleicht vermuten), aber die Sendung, die Ihr am 29.10 ausgestrahlt habt liegt nun wirklich ganz ganz ganz ganz ganz weit von irgendwelchen Grauzonen.
Ich persönlich finde das ja hart mitanzusehen. Deshalb bin ich dankbar für die kommentierte Fassung der Übermedien:

 

Sehen wir mal davon ab, dass diese Verarschungsshows eigentlich längst in die Archivkeller des Cringe-Fernsehens gehören. Sehen wir mal davon ab, dass das Konzept billig ist. Sehen wir davon ab, dass es zu den unoriginellsten Formaten des Fernsehens gehört und dass alle, die sich nicht aus direkter finanzieller Not an so einer Produktion beteiligen, schlechte Menschen sind. Sehen wir von all dem ab und wir haben immer noch einen weißen Mann, der sich schwarze Farbe ins Gesicht malt – weil is ja lustig.
Liebes Öffentlich-Rechtliches, Ihr da drüben beim Unterhaltungsfernsehen könnt doch nicht so weit von gesellschaftlichen Diskursen entkoppelt sein, dass Ihr nicht wisst was das ist. Es nennt sich Blackfacing und hat eine lange Tradition. Eine rassistische Tradition. Aber ihr meint es natürlich nicht rassistisch und es ist ja auch super lustig. Ganz lustig unrassistisch ist zum Beispiel dieser überzogene Akzent. Oder dass der schwarz angemalte Guido Cantz sich nicht einfach so des Raumes verweisen lassen will. Der merkt das gar nicht, dass seine Tochter eine Weiße ist. Dem weißen Publikum ist natürlich klar, dass das nicht sein kann mit der Verwandtschaft. Der schwarz angemalte Guido Cantz checkt das nicht. Witzig.

Auch noch Scheißgebühren zahlen

Wie ekelhaft und/oder blind muss man sein, um zu glauben das sei okay. Wären wir jetzt nachsichtig und würden sagen: Ok, vielleicht wusstet Ihr das alles gar nicht. Vielleicht musste Euch nur mal wer drauf hinweisen. Aber… Ihr wurdet verdammt noch mal darauf hingewiesen. Mehrfach. Die Übermedien berichteten. Es gab eine Petition gegen die Ausstrahlung dieser Sendung (für die ich auch noch Scheißgebühren zahlen soll). Ihr wisst das, denn ihr habt schließlich eine Stellungnahme dazu veröffentlicht. Ich frag mich wer solche Stellungnahmen bei euch schreibt? Glauben die das, was die da schreiben?

Checkliste der Nicht-Entschuldigungen

Eure Stellungnahme zum Vorwurf des Rassismus fängt an mit einem Klassiker: Die Sendung sei dem Genre Unterhaltung/Comedy zuzuordnen. So fucking what? Ich hab keine Lust mehr diese Rechtfertigungen von so unlustigen Flachpfeifen zu lesen, die glauben bloß weil etwas Comedy ist (oder sie es dafür halten) würde es keine Ideologie transportieren. Mit „künstlerischen Mitteln“ würde da der Moderator verfremdet werden. „Mit künstlerischen Mitteln“, also. So fucking what? Ich hab keine Lust mehr diese Rechtfertigungen von so unlustigen Flachpfeifen zu lesen, die glauben bloß weil etwas „mit künstlerischen Mitteln“ gemacht wird, kann es nicht scheiße sein.

Und dann am Ende da kommt der Klassiker der Klassiker unter den ignoranten Antworten. „Die Figur und die Situation waren weder diffamierend, diskriminierend oder verletzend angelegt.“ Achso. Na dann kann es das ja auch nicht gewesen sein, wenn es nicht so gemeint war. Runtergebrochen auf das Wesentliche sagt Ihr also: „Es ist nicht diskriminierend, weil es nicht diskriminierend ist.“ Können wir nicht vielleicht von unseren Rundfunkgebühren einen Workshop für die EntscheidungsträgerInnen der Öffentlich-Rechtlichen finanzieren? Die könnten da zum Beispiel ganz basalen menschlichen Anstand lernen. Vielleicht machen die dann auch nicht mehr so ein Scheißfernsehen.

Es ist, als hättet ihr eine Checklist der Nicht-Entschuldigungen vorliegen, denn Ihr nehmt auch noch die wunderbare Formulierung mit: „Deshalb bedauern wir es sehr, wenn sich Menschen von dem Verlade-Film angegriffen oder schlecht dargestellt fühlen.“ Ihr nehmt damit jede Verantwortung von euren Schultern und gebt sie an jene, die ihr dort angreift. Menschen fühlen sich nicht einfach nur so angegriffen und schlecht dargestellt: Ihr greift sie an und stellt sie schlecht dar. Aber durch so eine Formulierung könnt ihr gleichzeitig sagen, dass ihr das natürlich bedauert. Ihr habt ein großes Herz.

Bildquellen

  • kartoffeln: Screenshot Verstehen Sie Spaß?