The Arctic Monkeys

Arctic Monkeys: Alles neu, macht der Alex

Auf ihrem heute erschienenen neuen Album Tranquility Base Hotel & Casino werden die Arctic Monkeys – angeführt von Mastermind Alex Turner – noch sphärischer, noch elegischer, noch verschwurbelter. Ein geniales Album, findet unser Autor Martin Spieß.

Als 2013 AM, das fünfte Album der Arctic Monkeys erschien, dachte man, dass spätestens damit der Punkt erreicht sein würde, an dem sie sich nicht weiter von ihren Wurzeln wegbewegen könnten. Weg vom rumpligen, tanzbaren Indierock, mit dem sie 2006 ihr erstes Album Whatever People Say I Am That’s What I’m Not vorgestellt hatten. Aber weit gefehlt.

Arctic Monkeys – Tranquillity Base Hotel & CasinoAuf ihrem heute erschienenen neuen Album Tranquility Base Hotel & Casino drehen sie die Stellschraube noch weiter. Wo man auf AM bei einem oder anderen Song noch mit dem Kopf nicken konnte, fließt das neue Album voller poetischer Elegie und sphärischer Klänge sanft dahin, wie ein verwunschener Fluss aus einem osteuropäischen Märchen. Hin und wieder poppt ein Song auf, der – wie She Looks Like Fun – mit Honky-Tonk-Klavier klingt, wie direkt aus der Manege eines Zirkuszelts, bei dem die alte Energie der Anfangstage noch zu spüren ist. Die ist dann aber so verdreht und verformt ist, dass sie etwas völlig Neues ergibt. Der NME nannte das Album ganz treffend den „kühnsten Schritt“ der Band.

In der Unterhose tanzen

Das geht gleich mit dem Opener Star Treatment los, der mit klimperndem Klavier, verhalltem Hintergrundgesang und Alex Turners Kopfstimmengesang aufwartet. Das Klavier ist ganz allgemein ein vorwiegend minimalistisch eingesetztes Standardinstrument auf Tranquility Base Hotel & Casino, das geht in Track zwei One Point Perspective gleich weiter: wieder klimpert ein höhenlastiges Klavier und Alex Turner singt seine verschwurbelten Texte darauf: „Dancing in my underpants / I’m gonna run for government / I’m gonna form a covers band“

Texte und Gesang sind neben der Instrumentierung gleichberechtigte Katalysatoren für den wehmütigen Stil. Etwa, wenn Turner in Golden Trunks, dem wahrscheinlich besten Song des Albums, mit sich selbst im Chor singt:

„Last night when my psyche’s subcommittee sang to me in it’s scary voice“

Gut anders, anders gut

Spätestens nach Alex Turners Nebenprojekt The Last Shadow Puppets, das er zusammen mit Miles Kane von The Rascals ins Leben rief, ist klar, dass der junge Brite eine kreative Institution ist. Er schafft es, sich auf jedem neuen Album (nicht nur der Arctic Monkeys) immer wieder neu zu erfinden, sich weiterzuentwickeln und neue Pfade zu beschreiten, anstatt wieder und wieder denselben Quark zu produzieren. Das sechste Album der Arctic Monkeys Tranquility Base Hotel & Casino ist wieder mal so anders gut und so gut anders, dass man gar nicht so viele Hüte aufsetzen kann, wie man ziehen will.

Bildquellen

  • Arctic Monkeys – Tranquillity Base Hotel & Casino: Domino Records
  • The Arctic Monkeys: Zackery Michael