Die Rekruten: Endlich sieht man, wie es wirklich ist!

Mit der Webserie Die Rekruten versucht die Bundeswehr auf YouTube neue Bevölkerungsschichten zu erreichen. Unser Autor ist nicht überzeugt.

„Ich muss echt über eine Bundeswehrkarriere nachdenken“, sagen seit diesem Monat hunderttausende junge Menschen, die auf YouTube abhängen. Die Webserie Die Rekruten zeigt in täglichen Fünf-Minuten-Häppchen, was bei der Bundeswehr so abgeht. Sorry ey, da war ich nicht ganz korrekt: läuft nur von Montag bis Freitag – Wochenende ist ja kein Dienst!

Schicke Stuben, schicke Klamotten und Ausbilder, die mit ihrer funny Ausdrucksweise mehr fame auf YouTube holen werden, als LeFloid und Konsorten. Du pennst nicht mehr aufm Bett, sondern aufm Bock und Etage kannste dir abschminken, das heißt jetzt „Deck“.
Können musste erst mal auch nur Basics. Ein bisschen Kleiderbügelzählen und Spint einräumen ist doch mit Links zu schaffen. Was der Breakdance-Checker Jerome kann, der in der Homevideo-Story in seinem knapp einmeterachtzig hohen Kellerzimmer gezeigt wird, das Opfer, kann der Durchschnittsyoutuber schon lange. Funny Signature-Moves inklusive. Digger und Alda sitzen Jerome so tief im Blut, wie demnächst „Jawohl, Herr Hauptmann!“ Und wenn es so weiter geht, wird er zur derben Konkurrenz für seinen Ausbilder, der mit Sprüchen, wie „Was sind drei Schalten minus zwei Schalten? Einschalten!“ schon mal für seine YouTube-Karriere Schwung holt.

Ihr seid die Guten!

Wer konnte schon ahnen, dass durchgeknallte Jugendsprache und Bundeswehr gar nicht so unvereinbar sind?
Also, kommt raus aus euren Kellerlöchern in der Provinz, ihr YouTuber! Die Bundeswehr nimmt euch auch schon ab 17, wenn eure Mudda euch ‘nen Wisch unterschreibt. Falls ihr die erst überzeugen müsst, sagt einfach, was der Mama von Julia, der Biker-Queen aus dem thüringischen Kaff im Kopf geblieben ist: „etwas von der Welt sehen“.
Der Doc ist auch mega-lässig und wenn ihr mit geschlossen Augen nicht umfallt, dann habt ihr es fast schon geschafft.
Für den Sporttest sind die Bedingungen total gelockert, sagt der Ausbilder. Nachtalarm für euch extra nicht mehr so ätzend, wie früher. Den machen die Ausbilder jetzt tagsüber, nachdem ihr ein zehnminütiges Schläfchen halten durftet, vor dem euch natürlich angekündigt wurde, dass jetzt gleich Nachtalarm kommt.
Frühstück ans Bett gibt’s nicht – sorry, aber das kommt erst wenn noch weniger Bewerber da sind und die Kampagne echt noch absurder werden muss, als die Reality-Doku, die jetzt gerade läuft. Bewerbt euch jetzt schon mal für die Fortsetzung Die Rekruten 2 – gechillt, wie nie!. Dann ist die Grundausbildung noch einfacher und ihr kriegt die Konsole für die Drohnensteuerung direkt ans Bett, die Virtual-Reality Brille gratis dazu und ihr dürft Call of Duty in der Real Life Extended-Version zocken. Ihr ballert die Gegner ab und die Bundeswehr verspricht euch: das waren die Bösen und ihr seid die Guten.

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