„Wenn Daten das neue Öl sind, dann ist Datenschutz der neue Umweltschutz“. Jan Philipp Albrecht hatte als Mitglied des europäischen Parlaments die Aufgabe, zusammenzubringen, was eigentlich nicht zusammenpasst: Bürgerrechte und Lobbyinteressen aus der Wirtschaft. Am Ende steht ein Datenschutzgesetz, das bald Wirklichkeit werden soll und jeden von uns betreffen wird.

Wie entsteht ein Gesetz? Ein Dokumentarfilm über eine EU-Gesetzesinitiative klingt erst einmal dröge. Doch Regisseur David Bernet hat es geschafft, den über zwei Jahre andauernden Prozess in einen spannenden, emotionalen Film zu packen, der nicht nur an das Thema Datenschutz heranführt. Wir erleben den komplizierten und notwendigen Prozess, bis ein Gesetzesvorschlag auf dem Tisch der EU-Kommission liegt. Und dieser Prozess ist alles andere als langweilig: 4.000 Änderungsanträge gingen nach dem ersten Vorschlag ein.

Es sind Höhen und Tiefen, durch die die EU-Parlamentarier mit ihren Teams gehen, bis aus einer guten und vertretbaren Idee das Paket zur Abstimmung wird. Ambitioniert soll es das beste Datenschutzgesetz für die kommenden zwanzig Jahre werden. Am Ende steht dann aber auch die lange Reihe an Kompromissen, ohne die selbst die besten Ideen in Brüssel nicht durchsetzbar sind.

Regisseur Bernet schaute in die Verhandlungen und zeigt gleichermaßen die Welt der Datenschutzlobbyisten, wie auch der Wirtschaftsvertreter. Immer wieder beschleicht den Zuschauer das ungute Gefühl, dass Bürgerrechte in den Verhandlungen aufgeweicht werden. Wie weit muss einer Wirtschaftslobby nachgegeben werden, die mit steigenden Kosten und abwandernden Unternehmen ihre Drohkulissen aufbaut?

Woher kommen die Maximalforderungen der Datenschützer? Was treibt Parlamentarier und Datenschützer an, dieses Thema für Bürger voranzutreiben, die sich für Datenschutz in den wenigsten Fällen wirklich interessieren?

Die Bildsprache von Democracy – Im Rausch der Daten ist schlicht, beeindruckt aber ebenso, wie die musikalische Untermalung. Büroräume, Fassaden, die Straßen von Brüssel, Bologna und der Blick über Athen – in schwarz-weiß nicht nur dem Thema angemessen und sondern auch angenehm reduziert auf das Wesentliche.

Das lässt dem Zuschauer den nötigen Raum, um mitzufühlen, wie sehr Anspannung und Verantwortung auf allen Beteiligten lasten. Sie bestimmen den Rahmen, in dem wir künftig Verträge schließen, Kredite erhalten, online einkaufen, chatten und letztlich im Internet selbst zur Ware werden. Denn unsere Daten sind nicht nur das neue Öl. Unsere Daten sind die neue Währung, mit der wir im Internet bezahlen.

Democracy – Im Rausch der Daten kommt am 12.11. in die Kinos.
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