Zurück in die Zukunft: Ohne Hoverboard ins Internet

Wären Marty McFly – die Hauptfigur der Back-to-the-Future-Trilogie – und sein Wohnort Hill Valley real, er käme dort heute um halb fünf Ortszeit an. Allerdings gäbe es keine Hoverboards. Warum das gar nicht so schlimm ist, erklärt Martin Spieß.

Science Fiction hat schon immer von der Zukunft geträumt und diese in schillerndsten Farben gemalt. Fliegende Autos, Beamen und natürlich das Hoverboard. Schon das ganze bisherige Jahr 2015 quollen die sozialen Netzwerke über von Meldungen darüber, wer alles an der Umsetzung eines Hoverboards – dem schwebenden Skateboard aus Back to the Future II – arbeite und warum es sich nicht so recht realisieren lasse.

Kein Grund jedoch, zu verzagen. Heute wäre Marty McFly, der Highschool-Schüler aus dem fiktiven kalifornischen Städtchen Hill Valley, mit dem zur Zeitmaschine umgebauten DeLorean in der Zukunft angekommen – der Zukunft, die unsere Gegenwart ist. Und spoiler alert: da gibt es genug Begeisterungswürdiges. Mehr noch: eins der wichtigsten Dinge im Jahr 2015 nennt der Film gar nicht.

Das Internet kennt Marty McFly nicht

So weit stimmt der Film mit der Realität überein: Es ist für den Menschen 2015 Alltag, auf Flachbildschirmen fernzusehen, Video-Telefonie zu nutzen oder über Datenbrillen ins Internet zu gehen. Und da haben wir es auch schon: das Internet taucht im Film nicht auf.

An dieser Stelle mag es verwundern, dass das Fehlen eines funktionierenden Hoverboards ein so großes (und andauerndes) Thema ist, wo doch die weitaus größere Erfindung (die des Internet) im Film nicht mal Erwähnung findet.

Wir kaufen heute im Internet ein, kommen und bleiben über soziale Netzwerke mit Menschen in Kontakt, verlieben uns und heiraten, machen Seitensprünge, finden alte Klassenkameraden wieder, schlagen in Online-Lexika nach, recherchieren für Hausarbeiten, schreiben für Blogs und / oder Online Magazine, konsumieren und / oder veröffentlichen Musik, Romane und Filme online, schauen Pornos. Die Liste ist lang, ließe sich problemlos fortsetzen und erhebt selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit – wie könnte sie auch? Schließlich wird das Internet ständig weiterentwickelt, es entstehen fast täglich neue Nutzungsmöglichkeiten. Dass das im Entstehungsjahr des Films 1989 nicht abzusehen war: verständlich.

Hoverboard vs. Handy

Mindestens ebenso verständlich allerdings ist die Fixierung auf das Hoverboard und die Enttäuschung darüber, dass es noch nicht Teil unserer Realität ist. Dass wir heute mit unseren Mobiltelefonen nicht nur telefonieren, sondern auch fotografieren, filmen, im Internet surfen, Musik hören, Bücher lesen und mehr – das ist schon so sehr Alltag geworden, dass wir es nicht mehr als bedeutsam wahrnehmen. Dass die schon in den 80er Jahren in Star Trek: The Next Generation verwendeten Touchpads und Tablets heute genauso alltäglich sind, auch das vermag uns nicht wirklich zu beeindrucken. Dafür gibt es sie zu lange. Wir nutzen sie täglich, um zu kommunizieren, Spiele zu spielen, Filme oder Serien zu schauen oder uns anderweitig abzulenken.

Darüber hinaus stellt sich die berechtigte Frage: wie viele Menschen würden ein Hoverboard benutzen? Jeder moderne Mensch, der nicht aus Kommunikationsangst oder Technophobie heraus auf ein Smartphone verzichtet, nutzt es jeden Tag im Alltag. Würde uns die Erfindung eines Hoverboards alle zu Skatern machen?

Mode wie der LSD-Rausch eines Hipsters

Vielleicht ist es ein wenn auch schwacher Trost, dass Back to the Future II wiederum richtig lag, was die Mode betrifft, mutet diese doch an wie der LSD-Rausch eines Hipsterdesigners. Körperbetonte Schnitte in schrillen Farben: so sieht es heute nicht nur in Teilen Kaliforniens, sondern auch in Portland, New York, London und Berlin aus. Was den Hipstern unter den Fans des Films allerdings sauer aufstoßen dürfte: So wie das Hoverboard gibt es auch den Nike Air Mag nicht, den futuristischen Sneaker, dessen Schnürsenkel sich von selbst schließen. Nike brachte den Schuh zwar 2011 heraus, aber nicht mit automatischer Schnürung. Zum Glück kann man sich auf seinem Twitterfeed darüber auslassen.

Marty McFly muss sich darüber keine Gedanken machen: der landet um halb fünf Ortszeit in Hill Valley und findet dort Hoverboard und selbstschließende Nikes. Zumindest berichtet das die Tagesschau auf ihrer Facebookseite.

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