Ein Riesenrad auf dem Hurricane

Hurricane Festival 2022 – Die dritte Etappe: Der Samstag und die Konzerte

Auf gehts ins Getümmel. Die Bands am Samstag haben Henner vollauf begeistert!

Voller Vorfreude brechen wir gegen 13 Uhr auf ins Getümmel. Der Weg bis zur blauen Bühne ist heute trotz der höheren Temperaturen um diese Zeit sehr viel weniger staubig als sonst. An der Stelle, an der sich das alte Infield in Richtung blaue und rote Bühne öffnet, steht eine riesige Wasser-Spray-Kanone, die einen permanenten feinen Nieselregen auf die passierenden Besucher, vor allem aber auch auf den furztrockenen Boden rieseln lässt. Dadurch wirbelt deutlich weniger Staub in die Luft, auch wenn das natürlich nur eine punktuelle Lösung des Problems ist. 

An der blauen Bühne angekommen, finden wir leicht noch Platz im vordersten Bühnenbereich. Half Moon Run spielen bereits ihren spannenden Mix aus Indie, mehrstimmigem Gesang und fantastischen Melodien. Bei „Call Me in the Afternoon“ zieht der Sänger in einer dramatischen Geste einen Drumstick aus einem Köcher als wäre es ein Zauberstab. Was er dann an der vor ihm stehenden einzelnen Hängetom zusammen mit dem ebenfalls einarmig spielendem Drummer, dessen zweite Hand mit einem Keyboard beschäftigt ist, an Drum Duett Performer hat schon etwas Magisches. Einziger Kritikpunkt ist für mich die viel zu leise Gesamtlautstärke. Was die PA tatsächlich leisten kann, zeigt sich erst, als nach dem Gig wieder Musik vom Band läuft. Aber das kann man der Band nicht vorwerfen, sie haben wirklich eine zauberhafte Show hingelegt. Wieder so ein Moment, an den ich mich noch lange erinnern werde. Der strahlend blaue Himmel dazu lässt ein großartiges Open Air Feeling aufkommen, allerdings kostet die Sonne mich auch eine Menge Energie.

Egal, schwächeln ist jetzt nicht, die nächste für mich interessante Band ist Provinz und die spielt ebenfalls auf der blauen Bühne. Ich brauche also nur die Stellung vor dem ersten Wellenbrecher zu halten. Gar nicht so einfach wie es sich anhört, denn die Leute strömen jetzt bereits in Massen in diesen Bereich. Sardinendosen-Feeling kommt auf, allerdings mit netten Nachbar:innen. Überhaupt muss ich sagen, dass die allgemeine Stimmung super friedlich und entspannt ist, die Leute begegnen sich mit viel Aufmerksamkeit und Liebe und sind lang nicht mehr so übergriffig wie die letzten Jahre unterwegs. Natürlich sind Sexismus und mangelnde Awareness nach wie vor ein Problem, aber ich habe den Eindruck, dass es sich zum positiven verändert. Vielleicht ist das der langen Zwangspause zu verdanken, vielleicht setzt sich einfach die Woke Welle auch in der Hurricane Audience durch – so oder so eine begrüßenswerte Entwicklung.

Provinz betreten die Bühne in ihrer bekannt bescheiden und entspannten Art und Weise – keine großen Rockstar-Gesten, einfach Jungs aus dem Dorf nebenan, die Bock haben Musik zu machen. Außer „Großstadt“ sind alle Songs, auf die ich mich gefreut habe, dabei. Der Trend, den die Killers am Freitag damit gesetzt hatten, ihren Hit als Erstes zu spielen, setzen Provinz fort und spielen als Opener „Hymne gegen euch“. Diesmal bin ich früh genug da, um es abzufeiern, vom ersten Song an gleich durchdrehen und aus vollem Hals mitgröhlen. Voll geil! 

Und die Jungs haben so viel Bock, die Spielfreude erinnert mich an das Giant Rooks Konzert vom Freitag, beide Bands hat ihr eigener Erfolg während der Coronazeit links überholt – keine von beiden hat je ein so großes Publikum gehabt. Und das feiern sie natürlich dem entsprechend. Hoch die Hände!

Am Ende bin ich fix und fertig, aber überglücklich. Die dauernd strahlende Sonne hat mich inzwischen aber auch durchgebraten, ich beschließe eine kurze Pause im Camp einzulegen und neue Energie zu tanken. 

Später dann mehr zu den Bands am Abend.

Bildquellen

  • Ein Riesenrad auf dem Hurricane: Henner Molthan