Interviewreihe „Davon leben“ – Interview mit Jessy James Lafleur (Spoken-Word-Künstlerin und Rapperin)

Heute bei „Davon leben“: Die Spoken-Word-Künstlerin und Rapperin Jessy James Lafleur über ihren Großvater, die Straßen von Europa und warum sie keine Kinder will.

Kunst machen – klar. Aber davon leben? Für Davon leben trifft Martin Spieß sich mit Künstlerinnen und Künstlern an der Peripherie des ganz großen Erfolgs. Dort, wo es wenig Geld, aber viel Leidenschaft gibt. Heute im Gespräch: Jessy James LaFleur, 31, eine deutsche Spoken-Word-Künstlerin und Rapperin. Sie lebt in Berlin.

Wo und wann wurdest du geboren?

Am 24. November 1985 in Aachen, aufgewachsen bin ich jedoch in Belgien, Aachen war eher ein Zufall. Ich komme aus dem belgischen Grenzgebiet, da ist man innerhalb von wenigen Minuten in Deutschland und Holland.

Du sprichst also neben Deutsch auch Flämisch, Französisch und Holländisch?

Ich bin in der Wallonie aufgewachsen, dem französischen Part Belgiens, in der Nähe von Lüttich, in einem kleinen Dorf. Aufgrund der Grenznähe spreche ich Deutsch und Französisch fließend, Niederländisch hatte ich in der Schule, aber kein Flämisch. Heute spreche ich sieben Sprachen und schreibe meine Texte und Songs auf Deutsch, Französisch und Englisch.

Damit nimmst du meine Frage vorweg, ob dein mehrsprachiges Aufwachsen der Grundstein für deine spätere Wortkunst war. War es doch, oder?

Ich glaube nicht. Als Kind habe ich es gehasst. (lacht) Heute bin ich natürlich sehr froh darüber. Der Grund dafür, dass es so ausgeufert ist, war die Tatsache, dass ich seit meiner Geburt in einem Konflikt mit mir, meiner Herkunft und Identität stand: Ich hatte keine richtige Muttersprache, keine richtige Heimat, keine richtigen Berührungspunkte.

Das Schreiben war also der Versuch, dich zu verorten.

Nein, das Schreiben war eher der Wunsch, eine Stimme zu haben, immer schon. Ich habe in der Schule sehr schwer mit Mobbing zu kämpfen gehabt, und rappen zu können – mit 12 fing ich an, erste Texte zu schreiben – hat mir Respekt verschafft. Ich merkte einfach, dass das Wort eine unglaubliche Macht hat und die beste Waffe ist, die ein Mensch besitzen kann. Mit meinem Nomaden-Dasein habe ich mich erst später auseinander gesetzt, als ich Ende 20 war und immer noch kein Zuhause und keine Ausbildung hatte. In meiner Jugend waren Sprache und Rap aber etwas anderes: Einige meiner Vorbilder waren Gil Scott Heron, Nas und Curse. Das wollte ich auch machen: Sachen anprangern, für Dinge einstehen und das eben künstlerisch. Ich war 13 und suchte meine ganz eigene Rebellion. (lacht) Da ich nie Drogen genommen oder getrunken habe und es bei mir im Dorf auch keine coolen Randgruppen gab, musste ich das eben alleine machen. Da kam das gesprochene Wort gerade richtig.

Das Thema Identität spielte erst später eine Rolle.

Zumindest fürs Schreiben, ja. Zwischen den Identitäten zu stehen hat mir meine Jugend sehr schwer gemacht. In Belgien war mein Deutsch zu klar, was mich zum Nazi machte, und in Deutschland zu Belgisch. In meiner Geldbörse gab es stets Mark, Franken und Gulden. Ich wusste immer genau, was wo wie viel kostet, die verschiedenen Worte, alles. Ich habe mir als Kind darüber nie Gedanken gemacht, als Jugendliche aber wurde es schwerer, auch weil ich mir stets bewusst war, dass ich nur eine belgische Aufenthaltserlaubnis hatte, da ich durch meine zufällige Geburt in Deutschland Anrecht auf einen deutschen Pass hatte. Ich sage heute immer: „Ich bin Europa – oder das, was Europa sein sollte.“ Aber auch in mir haben diese verschiedenen Orte nicht immer friedlich miteinander gelebt. Das war auch der Grund, weshalb ich mit 16, 17 alles hingeschmissen habe. Ich konnte das nicht mehr aushalten und musste raus. Ich hatte meinen HipHop und meine Worte. Die Schule gab mir nicht das, was ich brauchte, ich wollte meine eigene Ideologie verfolgen. Also sagte ich „Bye, bye!“ und haute ab.

Wohin?

Ich bin zuerst nach Deutschland, weil ich ja die deutsche Staatsbürgerschaft hatte und dachte: „Da gehörst du hin.“ Außerdem hatte ich als Jugendliche eh schon viel Zeit in Aachen verbracht. Ich war dann aber echt enttäuscht. Deutschland war eine Horror-Erfahrung für mich, also bin ich nach Holland, mit einem kurzen Abstecher nach Liechtenstein, und dann wieder zurück nach Belgien, weil ich dieses „auf der Straße leben“ nicht länger wollte und in Belgien eine kleine Wohnung beziehen konnte.

Du hast auf der Straße gelebt?

Ich habe während meiner ganzen Nomadenzeit immer mal wieder auf Parkbänken geschlafen, über Bordellen, in Dealer-Wohnungen, Dönerbuden oder in leerstehenden Sozialwohnungen. Deswegen weiß ich meine 10qm in Berlin auch so sehr zu schätzen. Ich habe nebenbei immer gearbeitet, bin zur Schule gegangen – es war nie eine Frage des Geldes, sondern der Bürokratie, die von Land zu Land unterschiedlich und mal leichter , mal komplizierter ist. An meinem 18. Geburtstag hatte ich dann einen ganz schweren Autounfall, bei dem ich auch fast ums Leben kam und schließlich fast drei Monate im Krankenhaus liegen musste, oft operiert wurde und seitdem Probleme mit dem Laufen habe. Ich hatte immer versucht, irgendwie ein gesellschaftlich akzeptiertes Leben hinzubekommen – und ich weiß, das klingt angesichts von Parkbänken, Bordellen und Dealer-Wohnungen merkwürdig –, aber da merkte ich: „Scheiß drauf! Darauf habe ich keinen Bock mehr! Ich gehe jetzt nach Frankreich!“ Das tat ich dann auch, erst nach Paris und schließlich nach Nizza. Das mit dem gesellschaftlich akzeptierten Leben habe ich seitdem auch abgelegt. Meine Eltern fanden das natürlich alles sehr beschissen, und es gab auch immer wieder mehrjährigen Kontaktabbruch.

Hat dich das belastet, vor allem, als du noch so jung warst? Du begibst dich auf die Suche nach Identität und dir wird das einzige Fundament entzogen, das du hattest: Deine Familie.

Das war ganz katastrophal. Mein erster Freund war drogenabhängig, meine Eltern haben sich abgewandt, dazu das Mobbing, kaum Freunde… Da steht man auch schon mal auf der Schwelle zum finalen Abgang. Also ja, das hat mich sehr belastet. Auch die Tatsache, dass ich oft von Kriminalität und Gewalt umgeben war. Dass ich nie ein Teil davon wurde, das ist mein größtes persönliches Wunder.

Wunder impliziert, dass du es nicht erklären kannst, aber gab es etwas, das dir geholfen hat, nie kriminell oder gewalttätig zu werden?

Das Schreiben! Das hat mich gerettet und in Sicherheit gebracht. Deswegen bedeutet es mir auch so viel, schließlich habe ich die Magie dahinter am eigenen Leib kennengelernt. Deswegen habe ich auch damals schon jungen Menschen auf der Straße beigebracht, wie man Rapsongs schreibt, und ich habe ehrenamtlich für die Kirche als Konfirmationsleiterin gearbeitet. Mir war unglaublich wichtig, junge Menschen vor dem zu schützen, was mir widerfahren war, dabei waren die oftmals genauso alt wie ich.

Hat dich das Schreiben auch vor dem „finalen Abgang“ bewahrt?

Absolut. Man hat mir nie zugehört, wenn ich gesprochen habe, aber wenn ich Songs performte oder Gedichte, dann lauschten die Leute, klopften mir im Nachhinein auf die Schulter und sagten Sachen wie: „Krasse Story!“ oder „Geiler Flow!“ Ich fühlte mich gehört und von Gleichgesinnten unterstützt. Der Autounfall war dann das krasse Aufwachen und hat mir auch die Angst vor dem Tod, aber erst recht vor dem Leben genommen. Mir wurde bewusst, was für ein Quatsch das alles ist, dieses von Menschen geschaffene kapitalistische System der Produktivität, der Verwertbarkeit. Das natürlich auch gute Seiten hat, aber ich verstand: „Du musst dich dem nicht unterwerfen, du kannst tun, was du willst.“ Jetzt bin ich 31 und Menschen sind total erstaunt, wenn ich ihnen sage, dass ich nur einen Realschulabschluss habe. (lacht) Auch wenn ich heute ganz oft den Spruch höre: „Du könntest für deine 31 Jahre schon viel weiter sein!“ Ich bin mir sicher, dass einiges unter meinem Nomaden-Dasein gelitten hat, aber ohne diese ganzen Erfahrungen würde ich meine Arbeit heute nicht so ausführen und umsetzen können, wie ich es mache. Ich würde nie etwas ändern wollen. Es war schwer, anstrengend und oft schmerzhaft, aber immer genau richtig. Mein Motto lautet: „Dann musst du halt härter arbeiten und kämpfen als die anderen.“ Und das vermittle ich auch heute noch an all meine Workshop-Kids und die Insassen.

Da du das gesellschaftliche System ansprichst: Wovon lebst du? Du musst dich, wie du sagst, zwar nicht unterwerfen, aber irgendwie teilhaben, um Miete, Essen und Krankenversicherung zu bezahlen, muss man ja am Ende doch.

Heute: Von meinen Auftritten, Veranstaltungen und Workshops.

Worum geht es in deinen Veranstaltungen und Workshops? Du hast gerade Kids und Insassen erwähnt, das heißt, du gehst auch ins Gefängnis?

Für mein Projekt Prison Slam gehe ich in Hochsicherheitsgefängnisse und bilde Insassen zu Spoken Word Künstlern aus. Allgemein geht es in meinen Workshops darum, zu lernen, wie man über das gesprochene Wort seine eigene Stimme und Selbstvertrauen findet, sein Talent ausschöpft, Mut entwickelt, für etwas einsteht und das alles in literarische Kunst, Dada und Rhythmik verpackt, gepaart mit Performance- und Ausdruckstraining für die Bühne. Meine Workshops sind ein Mix aus meiner lebenslangen Spoken Word- und Rap-Erfahrung.

Da du eben „heute“ sagtest: Wovon hast du früher gelebt?

Von lausigen Nebenjobs, Klinkenputzen. In Nizza war ich als selbständige Grafikdesignerin und DJane unterwegs, in England und Portugal war ich Assistant-Managerin. Ich habe eine Yoga-Lehrer-Ausbildung und studiere jetzt nebenbei Ayurvedische Medizin. Das Gute ist: Ich bin eine One-Woman-Army und kann inzwischen alles alleine. Ich habe auch als Roadie ausgeholfen, bei Tontechnikern gearbeitet und außerdem habe ich immer öfter Veranstaltungen organisiert. Mit Ende 20 hatte ich dann so viele Skills und Erfahrungen, seitdem kann ich alles alleine machen: Grafik, Druck, Veranstaltungskonzepte, Verhandlungen, Booking, Abrechnungen, Steuer, alles. Und ich glaube, das ist der Grund, warum ich heute tatsächlich davon leben kann. Das klappt aber auch nur, weil ich kaum bis gar nichts besitze: Ich lebe in einem 10qm großen Zimmer in Berlin Schöneweide und besitze ein Handy: Das war’s. Ich trinke nicht, rauche nicht, nehme keine Drogen, gehe nie weg, bin immer unterwegs, kenne keine freien Tage. Aber das stört mich auch nicht, ich arbeite ja nicht um zu leben: Meine Arbeit ist mein Leben.

Stört dich das wirklich nicht?

Absolut nicht, ich unterscheide nicht zwischen Arbeit und Leben, ich führe ja keinen Beruf aus, sondern meine Berufung.

Hast du nie Lust auf ein gutes Essen, Kino oder Theater? Auf Sachen, die man als Luxus bezeichnen könnte?

Für Essen gebe ich tatsächlich am meisten Geld aus im Monat: Seit 19 Jahren bin ich Vegetarierin und seit zwei Jahren lebe ich außerdem fast vegan. Ich koche fast ausschließlich selber und bin eine kleine Aktivistin, wenn es ums Essen geht, was auch an meiner Ayurveda-Ausbildung liegt. Aber wie gesagt: Ich trinke keinen Alkohol, ins Kino gehe ich selten und ins Theater komme ich oft gratis – man hat ja so seine Kontakte. Luxus bedeutet für mich, ausschlafen zu können, und bei Sonnenschein in der Natur zu sein – und die ist kostenlos. Ich bin wegen Auftritten andauernd auf Reisen, gerade erst war ich zwei Monate in Indien. Mein Freund wohnt bei Hannover und ich veranstalte in Celle, ich bin nie mehr als zwei Tage am gleichen Ort. Und ich versuche jedes Jahr mindestens eine Reise zu machen, bei der es nicht auf die Auftritte ankommt. Meistens ein Roadtrip, eine Zugfahrt oder so. Das ist mir nach wie vor sehr wichtig.

Dein Leben klingt unglaublich ausgeglichen. Gibt es nie ein Moment des Zweifels? Der Frustration?

Na klar! Zweifel und Frustration gibt es andauernd! (lacht)

Und was tust du dagegen?

Gegen Frustration und Zweifel hilft Yoga, Meditation und jede Menge Mantras. (lacht) Natürlich helfen auch eine liebevolle Umarmung, wundervolle Freunde, die mir auf Facebook und WhatsApp jederzeit zur Seite stehen, und mein Freund, der das alles mitmacht und mich wahnsinnig unterstützt.

Du betonst Facebook und WhatsApp so deutlich, weil du so viel unterwegs bist und deine Freunde deswegen so selten siehst?

Ich würde fast behaupten, dass ich nicht mal wirklich weiß, wie Freundschaft geht. Ich habe ja die meiste Zeit alleine gelebt und als Nomadin ist man ja nie lange am gleichen Ort. Aber inzwischen gibt es großartige Menschen, die für mich da sind und für die ich auch da sein möchte. Nur ist es leider so: Ich bin die meiste Zeit nicht physisch anwesend, das hat nicht nur einige Beziehungen zerstört, sondern auch so einige Freundschaften. Leider.

Die Kunst aber ist es wert?

Ja, auf alle Fälle! Die Kunst mache ich ja nicht für mich, sie ist nichts Egoistisches, ich habe gesehen, was sie alles erreichen kann, vor allem aber, wie sie Menschen erreichen kann. Ich wollte nie etwas anderes, und das gesprochene Wort gibt mir die Möglichkeit dazu. Ich wollte immer eine Arbeit machen, die ich bis zu meinem letzten Atemzug ausführen kann. Menschen fragen mich immer nach meiner Rente, dabei will ich die gar nicht! Mein Großvater hat bis zum letzten Tag seines Lebens gearbeitet.

Was hat er gemacht?

Mein Großvater war Musikinstrumentenbauer und hat das sein ganzes Leben gemacht, auch nach der Rente. Wenn er nicht arbeiten konnte, ging es ihm nicht gut, es kamen Menschen aus ganz Deutschland, Holland und Belgien, damit er ihre Instrumente restaurierte. Es gibt ja kaum noch Menschen, die dieses Handwerk beherrschen. Auch deshalb hat mein Opa eine riesige Lücke hinterlassen. An seinem Todestag hat er morgens noch gearbeitet, und auf dem Weg in die Stadt, wo er Lötmittel kaufen wollte, ist er dann gestorben. So will ich leben und arbeiten! Klar habe ich auch manchmal Furcht vor dem, was sein wird, aber ich kann ja jetzt noch nicht wissen, was kommt. Ich tue mein Bestes, um mir und meinem Körper gut zu tun. Und ich versuche, Menschen etwas zu geben, sei es nun Unterhaltung, Weiterbildung oder – und das vor allem – Hoffnung. Viele finden das hippie-esk, aber was soll ich tun? Ich habe keine Abschlüsse, keine Ausbildung und dennoch habe ich etwas Großartiges erschaffen können: Meine Projekte Prison Slam, das ich schon erwähnt habe, und Angeprangert U20, eine Workshop-Reihe, bei der ich Poetry-Slam-Nachwuchs ausbilde. Ich organisiere und moderiere sechs Slams in Deutschland, ich trete in ganz Europa auf, schreibe gerade an einem Solo-Programm und an meinem ersten Buch. Ich habe zwanzig Ländern der Welt gelebt und gearbeitet, darunter in den USA, Australien, Indien, der Türkei, Estland, Polen, Österreich, der Schweiz und in Liechtenstein. Ich habe nicht viel, worauf ich zurückgreifen kann, deswegen schaue ich jeden Tag, was ich habe und was ich damit machen kann. Man braucht ein gesundes Grundvertrauen, wenn man so lebt wie ich.

Bezeichnend, dass du die Rente ansprichst. Ich kann mir auch nicht vorstellen, mal irgendwann keine Bücher oder Songs zu schreiben. Das gehört zu meinem Leben dazu. Andererseits habe ich womöglich gar keine andere Wahl und muss arbeiten, bis ich tot umfalle. Ich muss aber zugeben, dass das einem Teil von mir auch Angst macht. Zumal ich 35 Jahre alt und seit etwa einem Jahr wieder Single bin. Viele meiner FreundInnen führen jahrelange Partnerschaften, sind verheiratet und haben Kinder.

Ich habe mich 2013 sterilisieren lassen, um niemals vor einer schweren Wahl stehen zu müssen.

Wow. Du hast dich also ganz bewusst für die Kunst und gegen das Kinderkriegen entschieden. Blöde Frage, aber: Fiel dir das schwer?

Ja, klar war das schwierig, aber Kinder waren für mich auch nie eine Option. Der Schritt war an für sich eine logische Konsequenz.

Alles für die Kunst, könnte man sagen. Und es ist ja in Zeiten von Überbevölkerung auch nicht der Inbegriff der menschlichen Existenz, sich fortzupflanzen.

Absolut. Davon ab: Wie hätte ich denn auch ein Kind großziehen und finanzieren können? Heutzutage sehr schwer. Gerade weil Familienplanung immer noch ein so schwieriges Thema für Frauen ist: Man hat ja ganz oft das Gefühl, sich nicht entscheiden zu dürfen.

Das ist wirklich ziemlich zum Kotzen. Als ob Frauen, nur weil sie eine Gebärmutter haben, eine heilige Verpflichtung hätten.

Es scheint immer noch so zu sein: „Du bist eine Frau, du hast gefälligst Kinder zu kriegen.“ Wenn ich Menschen sage, dass ich sterilisiert bin, ist ihre Antwort in den meisten Fällen: „Du kannst ja immer noch adoptieren. Und künstliche Befruchtung gibt es ja auch.“ Ich bin dann jedes Mal vollkommen perplex. Ich lasse mich doch nicht sterilisieren, halte mir aber gleichzeitig Optionen offen! (lacht) Leider erschwert meine Entscheidung aber auch die Suche nach Beziehungen. Mein Freund ist noch damit einverstanden, aber wer weiß, was in ein paar Jahren sein wird. Es war zumindest vorher ein paar Mal so, dass es die Männer abgeschreckt hat. Das ist ja auch okay, jeder hat seine eigenen Pläne. Aber als kinderlose Frau, ohne Abschluss, sterilisiert und gleichzeitig als Künstlerin ohne Altersvorsorge wirst du entweder angehimmelt oder stigmatisiert (lacht) Aber hey: Ich bin im Rap-Business aufgewachsen, selbstständig gewesen, war Managerin und nun bin ich Veranstalterin und Künstlerin. Das sind alles Männer-dominierte Szenen. Da blutest du als Frau nicht nur einmal im Monat.

Bildquellen

  • JessyHB11: Benjamin Eichler