Mortified Podcast – Rotwerden in Retrospektive

Im Mortified Podcast lesen Erwachsene aus ihren Jugendtagebüchern vor. Und es ist fantastisch.

Das waren noch Zeiten, als man völlig ironiefrei von den kleinen Tragiken des Lebens berichten konnte, die sich anfühlten wie tausend Weltuntergänge. Als Trennungen noch bedeuteten, dass man nie wieder glücklich wird oder berühmte Menschen anzuhimmeln, kein Anlass für Scham war. Seitenlange Briefe, Zettelchen im Unterricht, Tagebücher, Schulaufsätze, sie alle geben uns einen Blick in die Gedankenwelten vergangener Zeiten und die Ereignisse, die uns bis heute prägen.

Der Mortified Podcast erlaubt uns einen Blick in diese Dokumente. Hier tragen Erwachsene (ab 22 Jahren) die Texte vor, die sie als Kinder und Jugendliche in ihre Tagebücher schrieben. Was dabei herauskommt ist ein unglaublich komischer und gleichzeitig anrührender Podcast, der auch vor härteren Themen zurückschreckt.

Sich seiner eigenen Teenagerseele zu stellen macht uns verletzlich und fragil und nicht selten hört man in den Stimmen der Vortragenden dieses etwas nervöse Lachen, das anzeigt, dass es hier um etwas sehr Persönliches geht. Auch deshalb ist es wichtig, dass die Moderatoren Kontext geben und die heute Erwachsenen zu dem Vorgelesenen interviewen. So erfahren wir auch, was aus den verwirrten, verzweifelten Weirdos geworden ist, die wir alle einmal waren. Die Texte sind ungeschönt, unverändert und roh und machen Lust, selber ein paar Kisten zu durchwühlen.

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