Nuff Said! Excelsior! – ein Nachruf auf Stan Lee

Stan Lee, der für viele Jahre das Gesicht des Comic-Giganten Marvel war, ist im stolzen Alter von 95 Jahren gestorben. Autor Marcel Durer erinnert an einen selbstironischen und respektvollen Mann.

Für viele Fans war er der schrullig-coole Großvater des Marvel-Universums, ein Mann zwischen Legende und Meme. Wahrscheinlich hatte keine Person einen so großen Einfluss auf Comic-Kultur wie Stanley Martin Lieber, besser bekannt und geschätzt als Stan Lee. Mit dem Aufstieg der Nerdkultur in den Mainstream und der Vernetzung der Geeks durch Internetforen, Conventions und soziale Medien gewann er auch immer mehr an Popularität, wurde zum Aushängeschild des Verlags und wurde von manch einem schon fast wie das Maskottchen Marvels betrachtet. Respektvoll und selbstironisch ging er mit dieser Rolle, die er in den letzten Jahren seines Lebens hatte, um. Seine Cameos in jedem einzelnen Marvel-Film sorgten beim Publikum für einen wichtigen Augenblick des Schmunzelns. Es werden auch die Abwesenheit jener Filmauftritte sein, die einer ganzen Generation an Kinogängern wahrscheinlich am deutlichsten erinnern lässt, dass Stan Lee nicht mehr ist.

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Als junger Mann fing Stanley seine Karriere bei Timeley Comics als Assistent an. Er arbeitete den Künstlern zu. 1941 bekam er mit „CAPTAIN AMERICA COMICS #3“ die Chance seines Lebens, schrieb mit Captain America Foils the Traitor’s Revenge seine erste publizierte Comic-Geschichte. Er hatte die Gelegenheit genutzt und seine Rolle im Verlag, den er von nun an mit ihm synonym werden würde festigte sich: Timeley Comics wurde zu Atlas Comics und aus Atlas wurde schließlich: Marvel.

Goldene Zeiten im „Silver Age“

1962 bis 1963 trug seine Kreativität seine größten Früchte, denn im Zeitraum dieser wenigen Monate, erschuf er zusammen mit Jack Kirby, Steve Ditko und anderen Zeichner-Legenden seine größten Kreationen. Das Silver Age war die Geburtsstunde der Superhelden bei Marvel und Stan Lee war ihr Vater. Die Fantastic Four, Ant-Man, der unglaubliche Hulk, Thor, Spider-Man, Iron-Man und die X-Men sind in dieser Zeit entstanden und mit den Avengers holte er den Superhelden, mit dem seine Comic-Karriere angefangen hat, wieder ins Leben zurück: Captain America. Es würde etwas in der Popkultur schmerzhaft fehlen, wenn Stan Lee diese Figuren nicht erfunden hätte.

Natürlich hat er die Superhelden nicht alleine erschaffen und gerade in der Frage, wie groß sein eigentlicher Anteil war, sorgte für mehrmals für Diskussionen. Er war der Erfinder des sogenannten Marvel-Scripts, welches statt einem ausführlichen Comic-Script nur eine grobe Vorlage der Handlung pro Ausgabe liefert. Genaue Handlungsabläufe, Details, ja sogar die Dialoge wurden dabei dem Zeichner überlassen. Anders war es Lee nicht möglich, so viele monatliche Serien zu betreuen.

Alles für die Fans

Für seine Fans war Stan Lee immer da und hatte stets ein offenes Ohr. Stan’s Soapbox war die monatliche Kolumne, in der er als Redakteur auf Leserbriefe einging – was zu dieser Zeit so noch nicht gemacht worden war. Er war erreichbar, nahm sich Zeit für die Fragen seiner Leserschaft und genoss den Stellenwert, den die Figuren in den Herzen derer Fans hatten. Seine Kolumne beendete er mit den Worten „Nuff Said! Excelsior!“
Auch auf Conventions war er zugänglich und respektvoll gegenüber seiner Fans. So beschreibt Tad Williams, Autor von Otherland und Osten Ard, auf Facebook seine Begegnung mit Lee bei so einer Veranstaltung. Er war gerührt und bewegt davon, wie echt und freundlich er war und wie viel Zeit er sich für ihn genommen hat.

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„I feel that if you’re able to entertain, you’re doing a good thing“, sagte er einst. Und ja, wir leben in einer merkwürdigen Zeit. In früheren Zeiten haben die Menschen die Erschaffer ihrer Mythen nicht kennengelernt. Die Ilias und die Odyssee haben lange nach dem Leben des eigentlichen Homers die Kultur des Mittelmeerraums und später die Kunst Europas beeinflusst. Lovecrafts Cthulhu-Mythos wurde erst ungefähr ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod wirklich populär und wertgeschätzt. Doch Stan Lee durfte miterleben, wie seine Schöpfung, seine Figuren, zu Helden und Halbgötter moderner Sagen wurden und wie sehr sie vielen Lesern und Zuschauern bedeuten. Und so nehmen wir, die Redaktion von Zebrabutter.net, seine Fans, seiner Leser und Zuschauer Abschied von Stan Lee, der Gigant und doch liebevoller Opa war. Nuff Said! Excelsior!

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