Das Album Epoch der Band Tycho

Tycho – Epoch: Teil Drei der Trilogie

Sphärischer Elektropop: Tycho erfinden sich auf Epoch nicht neu, das müssen sie aber auch gar nicht, findet unter Autor Martin Spieß.

Als Künstler, der von einer Verwertungsmaschinerie abhängig ist, kennt man das: man hat ein Buch fertig geschrieben, aber bis es die Agentur an einen Verlag verkauft und der schließlich ein Buch draus gemacht hat, gehen gut und gerne ein bis zwei Jahre ins Land. Genauso mit der Musik: zwischen Fertigstellung und Veröffentlichung liegen mindestens Monate. Eine Zeit, die Scott Hansen – der Kopf hinter dem Musikprojekt Tycho – nicht verstreichen lassen wollte. Deswegen ist Epoch bereits Ende September 2016 digital erschienen. Gestern erschien also das physische Album.

Vom Schrauber zum Performer

Mit Epoch macht Tycho zusammen mit Dive (2011) und Awake (2014) die Alben-Trilogie voll, bei der nicht nur eine musikalische Veränderung zu beobachten war, sondern auch eine professionelle. Anfangs schraubte Hansen noch am liebsten alleine zuhause an seinen Songs herum, mittlerweile tourt er mit Band und performt die Musik live. Und das ist Epoch, allerdings keinesfalls in einem negativen Sinne, auch anzuhören. Es geht nicht mehr ausschließlich  sphärisch zu, sondern treibender.

Von Chillout zu Jungle-Beat

Das Schlagzeug ist (oder klingt zumindest) live, und manchmal – wenn der Beat wie in Division sogar etwas Jungle-artiges hat – muss man sich vergewissern, dass man noch die selbe Platte hört. Und wo auf Dive noch hauptsächlich Synthies für Melodien sorgten, so sind es jetzt vermehrt E-Gitarren, wie in Slacks, Track Nummer drei, oder in Track sieben, Source. Natürlich ist der gewohnt flächige Tycho-Sound nicht verloren. Man hört ihn noch im vorletzten Track des Albums, Continuum, und – fast ein bisschen zu passend – im Titelsong, Track Nummer fünf des Albums. Und die Synthies sind auch als Melodieinstrument nicht gänzlich abgelöst. Gleich im Opener Glider, von dem man sowohl musikalisch als auch vom Titel her sagen könnte, dass er als Übergang zum Vorgängeralbum fungiert.

Mehr Drive, weniger Fläche

Epoch ist keine bahnbrechende Weiterentwicklung, das geht wohl auch gar nicht, wenn man mit unaufgeregt chilligem Synthiepop anfängt und dem Genre treu bleibt. Das ist aber auch gar kein Problem. Die kleinen Nuancierungen von veränderten Synthies, Gitarren und Drums reichen aus, um dem Erlebnis, das Tycho ist, ein weiteres Gefühl hinzuzustellen. Mehr Drive, weniger Fläche – am Ende aber immer noch breit, groß und intensiv.

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