Warum Donald Trump der nächste US-Präsident wird

Kann Donald Trump wirklich der nächste US-Präsident werden? Merlin Schumacher sagt ja. Donald Trump ist zwar ein Trampel, aber er ist dabei souverän.

Dass Donald Trump keine gute Wahl für die Rolle des US-Präsidenten ist, scheint Konsens zu sein. Zumindest in Europa. In den USA ist man da nicht so sicher. Trump ist bisher mit Abstand der erfolgreichste Kandidat der republikanischen Partei. Je nach Umfrage zwischen 3 – 11% Vorsprung zum nächsten republikanischen Anwärter auf das Amt des US-Präsidenten.

Trumps Strategie ist anders als die der Anderen. Sie scheint planlos, aber ist etwas, das Perückenträger Trump seit Jahrzehnten auszeichnet: Selbst kein Fettnäpfchen auslassen und hinterher von Anderen eine Entschuldigung verlangen. Trump ist sein eigener Mann. Das jedenfalls will er vermitteln. Er trägt die Tatsache, dass er selbst genügend Geld hat, um seinen Wahlkampf zu bezahlen, ständig nach außen. Im Juli 2015 stellte er klar, dass sein Vermögen mehr als 10 Milliarden Dollar beträgt. Er braucht keine externen Spenden und kann sich so dem Einfluss von mächtigen SuperPACs und der Einmischung von Wirtschaftskonglomeraten oder Manipulatoren wie den Koch Brüdern entziehen. Und Trump sagt, was ihm einfällt. Er versucht, nicht so zu wirken wie jemand, der liebevoll gedrechselt, möglichst diffus und für alle erträglich sagt, für welche Politik er möglicherweise steht, wenn man ihn wählt. Trump sagt schlicht, dass er am liebsten eine Mauer zwischen Mexiko und den USA bauen würde. Das ist zwar technisch und wirtschaftlich völliger Unfug, aber das ist eine klare Aussage. Diese Souveränität macht ihn höchst attraktiv. Trump ist etwas nach dem sich viele Wähler offenbar sehnen: Jemand, der eine klare Meinung ausdrückt und konkrete Antworten zu haben scheint.

Die Ein-Mann-Show

Wenn Donald Trump sagt, er will eine Mauer bauen, dann wird er das schaffen. Wenn er ansagt, dass er das IS-Problem lösen wird, in dem er den IS in die Steinzeit zurück bombardiert, wird er das tun.
Selbst vor Fox News – dem langen Propaganda-Arm der Republikaner – braucht Trump nicht kuschen. Bei der ersten republikanischen Kandidaten-Diskussion, welche von Fox freudigst übertragen wurde, sorgte Trump gleich zu Anfang für einen Eklat: Statt, wie alle anderen, zu versprechen den von der Partei designierten Präsidentschaftskandidaten in jedem Fall zu unterstützen, und nicht als parteiloser Kandidat gegen ihn anzutreten, lehnte Trump dies ab. Er würde sich nicht von der Entscheidung der Partei beirren lassen. Donald will Präsident werden – mit oder ohne die Unterstützung der republikanischen Partei. Die Republikaner sind nur Mittel zum Zweck. Trump kann auch ohne Mandat.

Das Nachspiel der Debatte war nicht weniger irritierend: In einem Telefoninterview unterstellte er, dass Moderatorin Megyn Kelly ihn besonders angegangen sei, weil „Blut aus ihrer Wasauchimmer“ kam. Kelly ist zwar einer der schlimmsten Fox-Apparatschiks, aber ihr zu unterstellen, sie hätte aufgrund ihrer Periode ihre Arbeit auf seine Kosten nicht gut gemacht, war mehr als unprofessionell und zog noch mehr Kritik und Aufmerksamkeit auf ihn. Die Diskussionsrunde der republikanischen Kandidaten war damit nur noch eine fahle Erinnerung. Wer sie gewonnen hat? Unerheblich.

Ein herausragender Kandidat

Trump hat sich zu dem gemacht, was den Republikanern bisher fehlte: Ein herausragender Kandidat. Der Großteil der Phalanx von inzwischen 14 Kandidaten sind alte Bekannte des US-Politikbetriebs. Chris Christie, der Gouverneur New Jerseys ist das Klischee seines Berufs und seines Staates: Schmierig und korrupt. Rick Santorum will seit gefühlt 20 Jahren Präsident werden, ist ein notorischer Schwulenhasser und würde für eine Kandidatur seine Großmutter verkaufen. Und natürlich Lindsey Graham, den Jon Stewart immer so schön als „Südstaatenlady“ aufs Korn nahm. Und Ted Cruz, der sich selbst als konservativer Christ verkauft und manchmal wirkt, als habe er echte Erlöserambitionen. Graham und Cruz sind Konservative der schlimmsten Sorte: aggressive und intervenierende Außenpolitik, Abtreibungsverbot, Homophobie und Desinteresse an technologischem. Selbst Jeb Bush – immerhin Kind einer wahren amerikanischen Politikerdynastie – kann ihnen nicht das Wasser reichen. Und das trotz massiver Anbiederungsversuche bei den Latino-Wählern. Einzig der verschlafen wirkende, schwarze Neurochirurg Ben Carson könnte Trump auf Trab halten. Politisch ist Carson nicht anders als das restliche Kroppzeug der amerikanischen Konservativen, aber scheint trotzdem besser anzukommen.
Sollte Trump nicht aus Langeweile aufgeben, wird es vermutlich auf ein Duell mit der Demokratin Hillary Clinton hinauslaufen, und die muss erst einmal ihre E-Mail-Affäre überstehen. Trump hingegen hat schon soviel Wirbel gemacht, dass man schon gar nicht mehr weiß, was er vor und während seiner Kandidatur an Bockmist gebaut hat.

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Trump macht das Rennen

Trump wird weiterhin der Elefant im amerikanischen Porzellanladen bleiben. Warum er damit gewinnt? Donald Trump ist unaufhaltsam. Carson, Clinton, Sanders und Co. könnten nach einem kleinen Fehltritt aus dem Rennen fliegen. Trump hingegen ist schon im Normalzustand so unfassbar daneben, dass er schon schwerste Verfehlungen an den Tag legen müsste, um seine Nominierung als offizieller Kandidat der Republikaner zu verfehlen. Das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hillary Clinton um das Präsidentenamt könnte hart werden, aber die USA waren in den letzten Jahrzehnten wankelmütig. Nach einem Demokraten kam oft ein Republikaner und umgekehrt. Zudem hat sich Barack Obama als Demokrat in den Augen der amerikanischen Öffentlichkeit in letzter Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Von Hope und Change blieb nicht allzu viel. Trump verspricht den Feinden Krieg und eine Mauer ums Land gegen die illegalen Einwanderer: Ganz konkrete Dinge, keine metaphysischen Versprechen wie soziale Gerechtigkeit für alle. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Donald Trump wäre der schlimmste Präsident, den die USA je hatten. Aber man kann davon ausgehen, dass er uns das selbst wird beweisen dürfen.

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