„Westfriedhof Köln, Gräberfeld der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (2)“ von © 1971markus@wikipedia.de. Lizenziert unter CC-BY-SA 4.0 über Wikimedia Commons

„Wer im heiligen Kampf stirbt, ruht auch in der Erde ferner Länder, wie im Vaterland.“

Daniel Lücking über Sinn und Bedeutung von Inschriften auf Soldatengräbern.

So, oder so ähnlich springt mich der Spruch im Vorbeigehen an, der zu einem deutschen Soldatengrab gehört und wohl einem verschollenen Menschen gewidmet ist. Jahrzehnte prangt diese Inschrift hier. Doch was ist an „Kampf“ eigentlich „heilig“? Ist es nicht genau der Vorwurf, den viele gerade in Richtung der Muslime und ihrer Kämpfer erheben, die sich in einem „heiligen Krieg“ wähnen?

Was ist der Sinn so einer Inschrift? Der konservierte Schmerz darüber, dass die Gebeine nicht an dem Platz verrotten, an dem das Grabmal steht? Weil der Mensch, dem die Inschrift gewidmet ist, in einen Krieg zog und dort blieb?

Hilft es den Angehörigen, den gewaltsamen Tod zum Heiligtum zu erheben? Es sind viele bittere Fragen, die mir seit dem Blick auf diesen Stein durch den Kopf gehen. Immerhin: in einen „heiligen Kampf“ bin ich nicht gezogen, als ich in den Einsatz ins Kosovo und nach Afghanistan ging. Doch ein Stein wie dieser hätte auch meiner sein können. Aber hätte ich diese Heroisierung des Kampfes überhaupt noch gewollt?

Auf dem Grabmal reduziert auf das Soldatendasein, das letztlich zum Tode führte. Gemeißelt von denen, die in den letzten Stunden des Lebens, den letzten Sekunden nicht dabei waren. Woher nehmen die Angehörigen die Gewissheit, dass in ihm nicht im Angesicht des Krieges längst die Zweifel bestimmender waren als der Stolz, den die Inschrift nun impliziert?

Steht er stolz neben dem Stein, wenn er seine Angehörigen beim Trauern begleitet oder schüttelt er den Kopf darüber, dass über Jahrzehnte – gehegt, gepflegt, nachgezeichnet – der Irrtum seines Lebens fortbesteht, der ihn letztlich das Leben kostete?

Kamen nicht genug Soldaten gezeichnet zurück, die vom Wahnsinn berichtet haben? War der Wahnsinn nicht lange genug im „Vaterland“ zu Gast, als dass die trauernden Menschen nicht erkennen könnten, dass es bessere Worte gibt:


„Wo immer du nun bist: es wäre besser, du wärst hier.“

Bildquellen

  • Westfriedhof_Köln,_Gräberfeld_der_Opfer_von_Krieg_und_Gewaltherrschaft_(2): https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Westfriedhof_K%C3%B6ln,_Gr%C3%A4berfeld_der_Opfer_von_Krieg_und_Gewaltherrschaft_(2).jpg#/media/File:Westfriedhof_K%C3%B6ln,_Gr%C3%A4berfeld_der_Opfer_von_Krieg_und_Gewaltherrschaft_(2).jpg

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