Als wir Detektive waren: YPS wird 40

YPS wird 40 – Jan Fischer gratuliert mit einem leicht schiefen Seitenblick auf zu viel Nostalgie.

Die Geschichte der YPS-Hefte ist eine Geschichte, die man persönlich erzählen muss, man kommt nicht drumrum, aber das schöne – und bemerkenswerte – an YPS ist, dass das Heft mit seinen Gimmicks eine kollektive Erfahrung ist, irgendwo in der Schublade von Wetten dass..? oder vom Disney Club.  Für mich sind die YPS-Hefte so sehr mit den 90ern verbunden, so sehr eingeschrieben in die Zeit, die ich damals mit ihnen verbrachte, dass es mir unmöglich scheint, dass es sie nun schon 40 Jahre gibt. Tatsächlich aber hatten sie ihre große Zeit Ende der 70er, Anfang der 80er, und von da aus ging es stetig bergab, bis sie 2000 eingestellt wurden.

Irgendeine Geschichte hat jeder zu erzählen

Yps ist für mich mit den 90ern verknüpft, weil ich es da entdeckte. Ich bin 1983 geboren, und als ich, es müsste 1992 oder so gewesen sein, meine erstes YPS-Heft in den Händen hielt, war ich genau in der immer angepeilten Zielgruppe präpubertierender Jungs kurz vor der Bravo. In dieser Zeit war ich meistens ein Detektiv, einmal untersuchte ich zusammen mit meinem besten Freund den Fall eines an unsere Schulwand gesprühten Hakenkreuzes mit Hilfe der YPS-Detektiv-Lupe, und ich bin sicher, die Sprayer hätten vor Angst gezittert, wären wir ihnen auf die Spur gekommen und hätten wir ihnen unsere YPS-Detektivausweise gezeigt. Nun ja, wer sagt, dass die Kindheit ungefährlich ist. Wir waren nun einmal unerschrockene Detektive.
So eine Geschichte hat jeder zu erzählen, der YPS kennt: Die Macht dieser kollektiven Erfahrung, die ja lange genug dauerte, dass die Eltern sie an die Kinder weitergeben konnten, hat sich ein paar Jahrzehnte lang ganz wunderbar bewährt.

Die Gelddruckmaschine

Die aktuelle Reinkarnation des Heftes startete erst 2012. 2005 gab es schon einmal einen Versuch, YPS wiederzubeleben. Nicht mehr als wöchentliches, sondern monatliches Heft, mit einer groß angelegten Medienkampagne, in der wiederum Prominente wie Mario Barth ihre YPS-Geschichten erzählten. Der Ehapa-Verlag versuchte dem ganzen einen neuen Dreh zu geben: Wohl wissend, dass die Generation der 00er Jahre – zumindest aus YPS-Sicht – eine verlorene Generation war, entschied man sich für eine Nostalgie-Kampagne, und wählte als erstes Gimmick der Neuauflage ein ironisches: Die Gelddruckmaschine. Zielgruppe waren genau diejenigen, die zum Ende des YPS-Heftes schon längst rausgewachsen waren, die 23 bis 32jährigen. Das ganze scheiterte innerhalb von drei Ausgaben vor allem daran, dass kaum eines der klassischen Comics enthalten war.

Die aktuelle Neuauflage nun scheint zu funktionieren, das heutige Google-Doodle zeigt das. Der Trick an der ganzen Geschichte ist der, dass die Zielgruppe des YPS-Heftes nun ein explizites, laut Verlag, „Erwachsenenheft“ sein soll, eines, das sich seines Erbes bewusst ist, aber auch kindisch bleibt. Nostalgie und Ernsthaftigkeit gleichzeitig. Die Erwachsenen sollen die Hefte und die Gimmicks für sich kaufen. Es geht auch hier nur um die Geschichte, einmal die Yps-Geschichte: Die Urzeitkrebse, das erste Gimmick der 2012er-Reinkarnation waren wie 1975 das erste Gimmick, und sie waren auch das beliebteste, man sollte vielleicht sagen: Das legendärste. Es ging da auch wieder um die persönliche Geschichte: Das Heft war schnell ausverkauft und in einer zugehörigen Medienkampagne sollten die Käufer über Ihre Erinnerungen an das YPS berichten.  Facebook und Twitter liefen über, die Berichterstattung ebenfalls, der Comic-Zeichner Flix, auch so ein Spezialist fürs Aufspüren kollektiver Erfahrungen, hat seine eigene Urzeitkrebse-Geschichte dem Blog der YPS-Website zur Verfügung gestellt.

Die Nostalgiedruckmaschine

Das YPS-Heft, so, wie es heute ist, bleibt ein Nostalgieprojekt, die Inkarnation eines Gefühls von damals. Die gesamte Kommunikation des Heftes ist darauf ausgerichtet, alles, was über die sozialen Kanäle, von der Website, aus Richtung YPS kommt, ließe sich mit: Weißt du noch? überschreiben. Die YPS-Generation ist eine Generation am Bruchpunkt der Medien: Es ist die erste Generation, die mit dem Computer aufgewachsen ist, und – eine Generation zuvor – den Ureinwohnern des Netzes. Das YPS-Heft hat sicherlich einiges zu ihrer Begeisterung für Gimmicks und Spielkram beigetragen, zu der Gewissheit, dass das mit dem Erwachsenwerden auch noch ein bisschen Zeit hat. Man bringt diese Menschen leicht dazu, sich für die Geschichten ihrer Kindheit zu begeistern, und dieses Gefühl immer weiter im Netz zu verbreiten. Nichts einfacher als das. YPS wird 40. Happy Birthday, YPS!

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