Erklärbär des weißen Überlegenheitsgefühls: Fox News feuert Bill O’Reilly

Bill O’Reilly ist so etwas wie der Erklärbär des weißen Überlegenheitsgefühls. Seine Sendung The O’Reilly Factor lief 15 Jahre lang mit großem Erfolg auf dem rechts-konservativen Nachrichtensender Fox News. Nun wurde er gefeuert.

Wer sich ein bisschen in der amerikanischen Talk- und Late-Nicht-Show Landschaft bewegt, ist ihm mit Sicherheit schon begegnet: Bill O’Reilly. Er war einer der Lieblings-Hass-Widersacher des 2015 in Rente gegangenen Daily Show Hosts Jon Stewart, der sich bei zahlreichen Fernsehdebatten und Interviews redlich Mühe gab die rassistischen und paranoiden Weltsichten O’Reillys mit differenzierter Argumentation zu entkräften.

Stephen Colbert, der nun der Host der amerikanischen Fernsehinstitution The Late Show ist, spielte als „Stephen Colbert“ über 10 Jahre in seiner Sendung The Colbert Report eine Parodie O’Reillys: Einen konservativen, paranoiden, eingebildeten Idioten und O’Reillys größten Fan. Hier verabschieden sich Stephen Colbert und „Stephen Colbert“ von „Papa Bear“ O‘Reilly.

Doch wieso jetzt? Bill O’Reilly verbreitete seit Jahren Hass und Angst mit der Pose von weißer, männlicher Objektivitätsbehauptung. Zu Recht kann man fragen, wo die moralischen Standards seines Senders FOX News liegen, der den O’Reilly Factor weiterhin als Zugpferd des Programms verteidigte.

Über die Jahre wurde O’Reilly von mindestens sieben Frauen der sexuellen Belästigung bezichtigt und zahlte mindestens 13 Millionen Dollar in Schweigegeld. Man kann lesen, dass sich der Sender daraufhin von ihm trennte – jedoch nicht bevor kürzlich fast alle Sponsoren der Sendung ihre Unterstützung entzogen. Und selbst dann hatte O’Reilly noch den Beistand des amerikanischen Präsidenten: „[He is] a good person. I don’t think Bill did anything wrong“, sagte dieser, übrigens pünktlich zum Auftakt des von ihm ausgerufenen National Sexual Assault Awareness and Prevention Month. Kein Scherz.

O’Reillys Kündigung wird zurecht als Sieg im Kampf für die Rechte von Frauen gefeiert und lässt ein bisschen hoffen, dass auch in Zukunft sexuelle Übergriffe Konsequenzen haben. Doch die vielen Jahre, in denen diverse Anschuldigungen einfach ins Leere liefen, lassen auf wenig großflächige Veränderung schließen. Dafür finden sich noch viel zu häufig Strukturen, in denen Frauen nicht geglaubt wird und mächtige Männer ihre Position ausnutzen, um sich Zugriff auf die Körper anderer zu verschaffen. Dass dies in der Präsidentschaftswahl ca. die Hälfte der amerikanischen Wähler und Wählerinnen nicht gestört hat, macht nicht unbedingt Mut.

Auch deutsche Medien bekleckern sich nicht nur mit Ruhm. ZDF Heute titelte Sex Vorwürfe: Fox News trennt sich von O’Reilly und erweckt damit den Eindruck, O’Reilly sei dafür gefeuert worden, dass er Sex hatte. Doch Sex und sexuelle Belästigung sind nicht dasselbe. Dies zu suggerieren ist gefährlich.

Man kann sich sicher sein, dass sich schon bald die Empörung in O’Reillys Gefolgschaft breitmacht. Der ekelige Cocktail aus weißem Überlegenheitsgefühl, Sexismus, Rassismus und Angst vor Kontrollverlust mündet fast immer in dem Opfernarrativ, das O’Reilly über Jahre propagierte. Die Frage nach Gerechtigkeit wird zum politischen Streitthema. Wir werden lesen, dass die Anschuldigungen von Frauen die Karrieren von Männern zerstören. Wir werden hören, dass Social Justice Warriors nicht am Finden der Wahrheit interessiert sind. Wir werden hören, dass es hier eine Hexenjagd gab. Doch trotz allem: O’Reillys Fall zeigt, dass es nicht immer alles vergebens ist. Um es mit Jon Stewart zu sagen:

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