Ein Foto von Bud Spencer

Futtetenne! – Bud Spencer ist tot.

Carlo Pedersoli, besser bekannt als Bud Spencer, ist gestern im Alter von 86 Jahren gestorben. Von seinem Lebensmotto „Futtetenne“ (neapolitanisch für „scheiß drauf“) kann man lernen. Ein persönlicher Nachruf von Martin Spieß.

Es geht die Mär um in meiner Familie, dass meine Brüder und ich bereits im Alter von zwei Jahren Bud-Spencer-Filme gesehen haben. Das ist natürlich großer Quatsch. Interessanter aber ist der Ursprung dieser Mär: Geboren wurde diese Aussage aus der Annahme heraus, dass Buds Filme Gewalt verherrlichen.

Hätten meine Brüder und ich bereits mit zwei angefangen, Filme mit Bud Spencer zu sehen, es wäre nicht das Schlechteste gewesen. Denn Gewalt ist dort nicht Gewalt.

https://www.youtube.com/watch?v=SwH0NnuI8ng

Die Guten besiegen die Bösen: immer

Wer sich je richtig geprügelt hat, weiß, dass das Verletzung, Trauma und Tod bedeutet. Am Ende einer Bud-Spencer-Schlägerei aber ist niemand ernstlich verletzt. Die Prügeleien nämlich sind lediglich Mittel zum Zweck: es gibt die Bösen, es gibt die Guten und es reicht eine ordentliche Tracht Prügel, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Die Bösen kriechen geschlagen von dannen, sie haben ihre Lektion gelernt.

Bud Spencer aber war nicht alleine. Um genau zu sein müsste man Bud-Spencer-und-Terence-Hill-Filme sagen, denn die beiden, die bis zuletzt befreundet waren, drehten unzählige Filme zusammen. Vor allem Western-Parodien, in denen sie dem Genre seine Ernsthaftigkeit nahmen, pfannenweise dicke Bohnen mit Speck verdrückten und mit Fäusten und coolen Sprüchen das Unrecht beiseite räumten.

Aus heutiger Sicht sind die Filme keine cineastischen Meisterwerke, auch damals wurden sie von der Kritik nicht mit Lob überhäuft. Sie waren aber auch nicht als große Kunst gedacht, Carlo Pedersoli wurde nicht müde zu betonen, dass es Unterhaltungsfilme seien.

Leben – der Rest ergibt sich

Nichtsdestotrotz tragen sie alle eine, wenn auch einfache Weisheit in sich: wenn sich dir Widrigkeiten in den Weg stellen, dann reicht eine ordentliche Faust auf den Kopf oder eine Doppelohrfeige. Wenn dir jemand einen Stuhl auf den Rücken drischt, wirft dich das nicht nieder. Du drehst dich eher perplex um und fragst dich, was die ungebetene Störung soll.

Nicht nur in seinen Filmen, auch in seinem Leben machte Pedersoli sich diese Einstellung zu eigen, er schrieb sogar einen Song, der so hieß: Futtetenne, neapolitanisch für „Scheiß drauf!“ Vielleicht sagte er deshalb auch immer wieder, man solle keine Pläne machen. Man solle leben – der Rest ergibt sich dann schon.

Ergeben hat sich auch seine Schauspielerkarriere, auch wenn er selbst sich nie als Schauspieler betrachtet hat: er war verschuldet und ein Regisseur suchte einen Mann von Pedersolis Statur. Der Anfang von etwas Großem.

Am Ende ist niemand verletzt

Dabei hat er viel mehr gemacht als nur Filme zu drehen. Er war Profischwimmer, der bei Olympia an den Start ging. Er war Erfinder (unter anderem ein Spazierstock mit eingebautem Stuhl), Buchautor, er nahm ein Album auf. Unvergessen wird er der Nachwelt aber bleiben durch sein Alter Ego Bud Spencer: der grummelige und dennoch charmante Brummbär, der sich mit Terence Hill kabbelt, aber wenn es drauf ankommt Seite an Seite mit ihm steht. Und am Ende ist niemand verletzt.

Außer meine Brüder und ich, und mit uns eine ganze Generation von jungen Männern und Frauen, die aufwuchsen in dem Glauben, dass, wenn es hart auf hart kommt, Bud und Terence es schon richten werden. Nun ist Carlo Pedersoli und mit ihm Bud Spencer im Alter von 86 Jahren in Rom gestorben. Der einzige Trost: wenn jetzt im Himmel jemand aufmuckt, kriegt er Buds Rechte zu spüren.

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