Game of Thrones Kostüme

Game of Thrones Staffel 6 – Die Spiele haben begonnen [SPOILER!]

Die sechste Staffel von Game of Thrones ist angelaufen – und mit ihr gehen den Machern die Buchvorlagen aus. Das war zum Teil schon in der fünften Staffel so, was zu einem Anstieg unmotivierter sexistischer Handlungselemente führte. Ob das so bleibt? Klar ist: genau wie die Figuren stehen David Benioff und D. B. Weiss am Scheideweg zwischen Sieg und Niederlage.

[SPOILER ALERT: Es werden Handlungselemente aus den bisherigen fünf Staffeln und der ersten Folge der sechsten Staffel Game of Thrones verraten.]

Die letzten paar Jahre, die ich in Berlin verbrachte, waren anhand des Serienkalenders organisiert: meine Freunde und ich hatten feste Tage, an denen wir uns trafen, um die jeweils neueste Episode unserer Lieblingsserien zu sehen.

Unnötig zu erwähnen, dass die ungewöhnliche Dramaturgie von George R. R. Martins Game of Thrones eben diese Serie spätestens mit dem Finale der ersten Staffel (und der Enthauptung von Eddard Stark) zu unserem Spitzenreiter werden ließ.

Westeros: das wöchentliche Highlight

Wir hatten durchaus jeder noch unsere Alltage und es gab neben Westeros auch noch andere Orte, an denen wir uns gerne aufhielten, aber die Besuche dort wurden zu unserem wöchentlichen Highlight. Und während wir uns bei anderen Serien nebenbei unterhielten, wurde jeder, der wagte, irgendwo dazwischen zu reden, herrisch angefahren. Zu Recht.

Nach dem Finale der fünften Staffel – an deren Ende Jon Snow von Alliser Thorne und seinen Getreuen abgestochen wird – schrieben Freunde bei Facebook, sie würden sich bis zur sechsten Staffel gern einfrieren lassen, um die Zeit schneller rumzukriegen. Aber wir waren alle zum Warten verdammt.

Jon Sow tot, Daenerys gefangen, Arya immer noch blind

Aber nun ist sie endlich da, die erste Folge: Während Jon Snow am Ende des betreffenden Kapitels im Buch nur angegriffen wird, es also nicht klar ist, ob es das für ihn war, sieht es in Benioffs und Weiss’ Fassung ziemlich düster für ihn aus. Und auch Daenerys, die von den Dothraki gefangen genommen wurde, sieht keiner rosigen Zukunft entgegen: sie soll – wie jede Witwe eines Khal – den Rest ihres Lebens im Tempel Vaes Dothrak verbringen.

Für Arya, die (immer noch erblindet) in den Straßen von Braavos um Almosen bettelt, steht es kaum besser. Sie wird von einer Gefolgsfrau von Jaqen H’ghar verprügelt, nicht ohne die Ankündigung, dass sie morgen um die gleiche Zeit wiederkomme.

Nicht für alle Starks aber läuft es so mäßig: Sansa wird von Brienne gerettet und hat nach fünf langen Staffeln, in denen sie Gefangene und Vergewaltigungsopfer war, womöglich endlich mal Zeit, durchzuatmen.

Während Tyrion und Lord Varys die sich zuspitzende Situation in Mereen beobachten, kehrt Jamei zu Cersei zurück und verspricht ihr wieder ein Mal, dass nur sie beide zählen und sie auf alle anderen einen Fick geben.

Und zu guter Letzt starten Ellaria Sand und ihre Mitstreiterinnen eine Rebellion in Dorne und ermorden Doran Martell: wer sich nicht um die Seinen kümmert, wer nicht führen kann, wer Oberyn einfach so ermorden lässt, der hat auf dem Thron keinen Platz.

Bewährungsprobe für die Macher

Schon die fünfte Staffel von Game of Thrones bestand in Teilen aus Stoff, der nicht in der Buchvorlage vorhanden war. Die sechste markiert einen Wendepunkt: während George R. R. Martin noch an den letzten beiden Büchern arbeitet, hat die Serie ihn und damit seine Geschichte eingeholt. Wo Benioff und Weiss es in der fünften Staffel wenig gut verstanden, Martins Dramaturgie nachzuahmen und allzu oft zu sexistischen Mitteln griffen, um Spannung oder Dramatik zu erzeugen, startet die sechste Staffel recht verheißungsvoll. Von den dothrakischen Kriegern abgesehen, die in Daenerys’ Beisein darüber debattieren, ob sie sie später vaginal oder anal vergewaltigen.

Die Sätze, die von Verteidigern eben solcher vermeintlichen Handlungselemente gesagt werden, sind Legion: Das sei nun mal eine raue Welt, in der harte Männer mit schwachen Frauen umgehen, wie harte Männer eben mit schwachen Frauen umgehen würden. Oder: Vergewaltigung, sexuelle Gewalt allgemein, sei nun mal Realität – warum solle eine Serie diese Realität nicht abbilden dürfen?

Verzicht auf Sexismus – oder Scheitern der Serie

Nach den Erfahrungen der fünften Staffel – allen voran die mit regelmäßigen Vergewaltigungen durch Ramsay versehene (und vollkommen unnütze) weitere Ausschmückung von Sansas Opferrolle – ist die Hoffnung also verschwindend gering, dass Benioff und Weiss noch die Kurve kriegen. Der Druck, zumindest von Fanseite, ist hoch. Schaffen sie es, Martin und seinem Erzählstil gerecht zu werden? Oder verfahren sie wie in Staffel fünf und lassen diese so brillante Geschichte noch plumper werden als ohnehin schon?

Klar ist George R. R. Martins Dramaturgie zu imitieren keine leichte Aufgabe. Im Gegenteil. Klar ist am Ende – beziehungsweise am Anfang der neuen Staffel – aber auch: besteht die Imitation dieser Dramaturgie weiterhin nur aus Sexismus und sexueller Gewalt gegen Frauen, ist ein Scheitern dieses eigentlich sonst großen Stoffes unausweichlich.

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