Allons enfants du metal!

Nur etwas über ein Jahr nach ihrem Debüt sind Lysistrata mit ihrem zweiten Album Breathe In/Out zurück. Das klingt nochmal härter und intensiver. Martin Spieß hat es gehört.

Wer seinen Metal mit Post-Irgendetwas mag, kommt an der (ausgerechnet!) französischen Band Lysistrata nicht vorbei. Was Phoenix für Indie waren, das ist das Trio für Metal, Hard-Core und eben Post-Irgendwas.

Und auf ihrem zweiten Album hat die französische Band nochmal aufgedreht. Waren die Vocals auf The Thread noch hauptsächlich gesungen, wird auf Breathe In/Out eine Menge geschrien. An dieser Stelle könnte man Wortwitze mit dem Albumtitel unterbringen, allerdings ergibt das Schreien durchaus Sinn: wie soll man Zeilen wie „We need a better education!“ aus dem Song Boot on a thistle auch sonst intonieren?

Knüppeln und Brüllen

Lysistrata sind aber auch etwas sperriger geworden. Wo das erste Album in den Harmonien noch etwas wohlgefälliger und vom Sound her tanzbarer war, wird auf Breathe In/Out mehr geholzt und gestampft. Spaß aber macht das weiterhin: Die Franzosen spielen sich immer noch munter durch die Genres, die irgendwas mit Post, Math oder Core sind, und machen einen ziemlich guten Job, sich nicht um Grenzen zu kümmern. Während in Mourn fast nur geknüppelt und gebrüllt wird (und dabei an die frühen Biffy Clyro erinnert), klingt das darauffolgende End of the line beinahe träumerisch. Und Everyone out klingt mit seiner geshuffleten Hi-Hat dann wieder so, als höre man Indie-Briten aus den Nullerjahren zu (den Foals vielleicht).

Und Lysistrata lassen sich Zeit für ihre Genre-Spaziergänge: Nur ein Stück ist kürzer als vier Minuten, die meisten sechs, und das längste (der letzte Song des Albums Middle of March) über acht – ein Instrumental, das von sphärisch über brachial zurück zu elegisch mäandert.

Keine finsteren Finnen, und das ist gut so

Im September letzten Jahres schrieb Kollege J. an dieser Stelle über das Debütalbum der französischen Band, darauf sei Metal, „der sich erfrischend fernhält von hinlänglich bekanntem Powerriff-Geholze, endlosem Solo-Gegniedel und langhaarigen Allmachts-Posen.“

Recht hatte er. Lysistrata sind (auch) auf ihrem zweiten Album Breathe In/Out eine echte Wohltat für jene, die nach Metal suchen, der keine finsteren, finnischen Nächte braucht, und trotzdem so knallt, dass es lange nachhallt.

Bildquellen

  • Lysistrata-Breathe-In_Out-72dpi-3000pix: Lysistrata / Albumcover
  • Lysistrata 2019 2 © Jessica Calvo – 72DPI: © Jessica Calvo